jedermensch
 

Jedermensch

Zeitschrift für soziale Dreigliederung,
neue Lebensformen und Umweltfragen

Sommer 2007 - Nr. 643
Technik und Medien

Inhalt

Die folgenden Beiträge und etliches darüber hinaus finden Sie in unserer neuen Ausgabe:

Der Größenwahn
Schlagen wir heute die Zeitung auf oder schalten die Tagesschau ein, dann können wir es hören: Es geht um das Wachstum unserer Wirtschaft und schon geht es uns besser... von Dieter Koschek

Alternative Berliner Erklärung Dialog braucht eine neue Qualität
Der heutige Tag muss vor allem Anlass sein, die Probleme der EU nüchtern zu analysieren und einen Weg aus der gegenwärtigen Demokratie- und Legitimationskrise zu finden. Wir fordern die Regierungsvertreter und die deutsche Ratspräsidentschaft dazu auf

Ein neuer Konvent für die Zukunft Europas
Eurokraten und führende Politiker der Mitgliedsstaaten sind weit von den Problemen und Wünschen der Bürger entfernt. Der bisherige EU-Konvent war weder demokratisch legitimiert noch ergebnisoffen. Wir fordern einen neuen Konvent über die Zukunft Europas, der tatsächlich die Interessen der Bürger vertritt.

Deutsche Schulen sollen privater werden
Führende Bildungsforscher haben gefordert, das tradierte dreigliedrige Schulsystem auf eine zweigliedrige Struktur aus Sekundarschulen und Gymnasien umzustellen.

Wirtschaften ?!
Informationen zusammengestellt von Dieter Koschek unter Zuhilfenahme des Internets

Einsatz für Hungernde
1996 fand in Rom ein "Welternährungsgipfel" statt. Es wurde beschlossen, die Anzahl der weltweit Hungernden bis zum Jahre 2015 zu halbieren. Ein Aktionsplan sollte diesem Ziele dienen... von Jürgen Kaminski

Der Spender
Ernst Tugendhat besucht eine palästinensische Schule. Als einen "stellvertretenden, symbolischen Versuch der Wiedergutmachung" von Juden an Palästinensern bezeichnet der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Tugendhat seine großzügige Spende an die Schule Talitha Kumi in Beit Jala bei Bethlehem. ein Hinweis aus der FAZ

„Klima-Allianz" gegründet
In einer „Klima-Allianz" haben sich Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, Entwicklungsorganisationen wie der Evangelische Entwicklungsdienst, Brot für die Welt, die Diakonie Katastrophenhilfe und Misereor, Umweltverbände wie der BUND, DUH, Greenpeace, NABU und der WWF sowie weitere Organisationen wie der Deutsche Alpenverein und attac vereint

Energiewende nötig
Nicht bloß der Klimawandel sollte Anlass für den verstärkten Einsatz ökologisch vertretbarer Energien sein! von Michael Hufschmidt

Passivhaustagung 2007 in Bregenz. Ein Bericht von günter Edeler

Aufruhr ums erste Auto
Der erste Autobesitzer im Dorf war Bauch Karl, der Fahrradhändler. Erinnerung von gerhard Zwerenz

Der Flugverkehr verliert seine Unschuld
Seit einigen Jahren informiert der Schweizerische Schutzverband gegen Flugemissionen über den Flugverkehr und die Klimabelastung.

Fragwürdige Gentechnik für die Landwirtschaft
Auf seiner Webseite brüstet sich der agroindustrielle Konzern Monsanto, mit der Behauptung, dass sich im Jahr 2005 ein Jahrzehnt "erwünschter Akzeptanz" von Technologien in der Landwirtschaft erfüllt habe, was sich mit dem "Anbau von biotechnischen Pflanzenarten auf einer Milliarde Morgen Land" erwiesen habe. Des weiteren werden die angenommenen Vorteile dieser Technologie für die Landwirte gepriesen: "höhere Ernteerträge, Potenzial zur Verringerung des Chemieeinsatzes, Übergangsmöglichkeit auf eine umweltfreundlichere Landnutzung und alles gleichzeitig mit Einsparungen von Zeit und Geld".

Percy Schmeiser
Percy Schmeiser führte durch mehrere Instanzen Prozesse gegen Monsanto

Initiative gentechnikfreie Bodenseeregion
Für biologische Vielfalt, eine mit der Natur arbeitende eigenständige Landwirtschaft, für wertbewusste Einkaufsentscheidungen und echte regionale Wertschöpfung im Bodenseeraum.

Ein Gemüse schreibt europäische Patentgeschichte
Im Jahr 2002 erteilte das Europäische Patentamt (EPA) der britischen Firma Plant Bioscience das Patent (EP 1069819) auf ein Verfahren, um Brokkoli mit einem erhöhten Anteil an einem bestimmten Inhaltsstoff (Glucosinolate) zu züchten.

"Wir füttern die Welt" – aber womit? Zum Problem der "grünen Gentechnik"
Der Tod macht alle gleich – dies ist ein altes Sprichwort. Das Leben hingegen sehnt sich nach Vielfalt und Kreativität. von Andreas Pahl

Fernsehen verblödet
Einen Neurowissenschäftler, zu dessen Vorträgen die Massen strömen, hat es noch selten gegeben. Bei Manfred Spitzer ist das der Fall.

Technik und Medien machen uns zu schaffen
Wir beim Jedermensch-Verlag computerisieren die Machart immer mehr... von Dieter Koschek

Schnurlostelefone
Schnurlostelefone bestehen aus einer Basisstation und einem Mobilteil.

Aufgabe der Kunst im technischen Zeitalter
DiesenBeitrag vonBarbara Wagner können sie nur in der gedrucktenAusgabe lesen.

Anthroposophie & jedermensch: Helfende oder störende Technik
Den Beitrag von Anton Kimpfler können Sie nur in der gedruckten Ausgabe lesen

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Der Größenwahn

Schlagen wir heute die Zeitung auf oder schalten die Tagesschau ein, dann können wir es hören: Es geht um das Wachstum unserer Wirtschaft und schon geht es uns besser. Wachsende Wirtschaft senkt die Arbeitslosenzahlen. Obwohl unsere Wirtschaft in den letzten 30 Jahren um ein vielfaches gestiegen ist, ist die Arbeitslosenzahl ebenfalls um ein vielfaches gestiegen. Heute verkünden alle (Un-)Verantwortlichen, dass die Wirtschaft steigen soll.

Auch die Chefs in den Unternehmen verkünden es täglich: Die Umsätze steigen, die Gewinne steigen. Wenn sie dies nicht tun, dann wandern einmal die Aktionäre ab, die Gefahr der feindlichen Übernahme steigt und zuletzt wird nur durch Größe garantiert, dass die Produkte effizient hergestellt werden und bezahlbar bleiben.

Doch das ist und bleibt Ideologie. Genauso wie die Ideologen behaupten die Weltwirtschaft muss steigen, weil ja alle Menschen auf der Welt unseren Lebensstandart haben wollen und unserem Wahnsinn nacheifern. Allein deshalb müsse das Weltinlandsprodukt steigen.

Es gibt aber auch andere Meinungen. Dem Ökonom Paul Bairoch zufolge war das Bruttosozialprodukt im Jahr 1750 in den entwickelten Ländern ungefähr genauso hoch wie in den nicht entwickelten. 1930 betrug das Verhältnis 4:1 zugunsten der entwickelten Ländern. Heute liegt es bei 8:1.

Und die Steigerung des Lebensstandards wenigstens bei uns? Mehrere Statistiken sagen, dass der Durchschnittsamerikaner 1988 einen halben Tag länger arbeiten musste, um den gleichen Reallohn wie 1970 zu erhalten.

Auch wenn man die Preisgestaltung heutzutage überhaupt in Frage stellen muss, da ja auch hier die betriebswirtschaftliche Regel gilt: Gewinne werden privatisiert und die Kosten zahlt die Allgemeinheit. Dies bedeutet auch, dass nicht alle Kosten in die Preise eingehen, sondern ein Großteil der Preise die Allgemeinheit durch Steuern und Abgaben zu zahlen hat. Auch öffentliche Sanierungen von Städten, Transportwegen usw. fallen ja nicht als Preise an, obwohl doch vieles davon vor allem der Industrie, den Transnationalen Konzernen nützt.

Lohnverhältnisse bei Arbeitern von 30:1 können nicht erklärt werden, außer vielleicht durch die Armut der Arbeiter im Süden.

Auch die Produktionskosten für große Stückzahlen bedeuten nicht kleinere Preise. Bei landwirtschaftlichen Betrieben in den USA steigert sich die Effizient ab einer bestimmten Größenordnung (ca. 50 000 Dollar) nicht mehr. Aber es ist sicher, dass viele kleinere Fabriken wirtschaftlich konkurrenzfähiger sein könnten, würden sie nicht durch die Großen (durch Kauf) daran gehindert..

Das beliebte Beispiel sind Schuhe. Wir könnten Schuhe für eine Region herstellen, anstatt für das ganze Land, ohne das die Schuhe deshalb teurer sein müssen. Wenn man die Subventionierung der Transportkosten abzieht, dann könnten regional produzierte Schuhe in kleineren Einheiten sogar günstiger sein.

Durch die technologische Entwicklung, so sagt zum Beispiel auch Fridjoff Bergmann, können Einzelstücke genauso günstig sein wie eine Massenproduktion. Er sagt deshalb eine Entwicklung von kleinen gemeinwohlorientierten Werkstätten voaus: als die Zukunft der Fabriken.

Auch gibt es in der Industrie Meinungen wie die des Vizepräsidenten von IBM: „Der ideale Standort für die Fabrik der Zukunft ist dort, wo die Produkte konsumiert werden".

Hier sehen wir schon, dass eine Region viel kleiner ist als ein Kontinent oder wirtschaftliche Regionen (Nordamerika, Europa), also wirklich die Lüneburger Heide oder das Allgäu. Die wirtschaftliche Zukunft liegt in einer regionalen Kreislaufwirtschaft. Und das können wir Konsumenten schon heute beeinflussen. Ganz offensichtlich ist es bei Bioprodukten, die erst dann ein wirkliches ökologisches Bild abgeben, wenn sie aus der Region stammen und nicht auf dem Weltmarkt gehandelt werden. So gibt es in Baden-Württemberg ja auch das Biosiegel: Ökologisch aus Baden-Württemberg. Auch der kleine Einkaufsführer für Lindau, Tettnang und Wangen propagiert den regionalen Einkauf. Sicher wird es in einigen Bereichen noch schwer sein, gleichgünstige Produkte beim regionalen Hersteller zu kaufen wie in der weltweiten Möbelindustrie. Doch oft gleicht die Lebensdauer der teureren Produkte die Billigkeit der Massenprodukte aus.

Wichtig ist dabei die Einsicht der Konsumenten, dass weniger oft mehr ist. Dasselbe bei den Bioprodukten. Das gesamte Haushaltsgeld muss nicht steigen, wenn ich einige Gewohnheiten ändere und z.B. weniger Fleisch oder Fertigprodukte kaufe. Dann reicht das Haushaltsgeld auch gut für eine biologische Ernährung.

Doch ich bin ja ein Anhänger eines politischen Weges. Nicht nur die Einkaufsgewohnheiten oder Konsumgewohnheiten müssen sich regeln, sondern es ist auch Widerstand und ein kritisches Verhalten nötig. Ein Beobachten des Handels und der Industrie, sowie das Einfordern von politischen Rahmenbedingungen, die ein anders Wirtschaften fördern.

Dieter Koschek

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Alternative Berliner Erklärung

Dialog braucht eine neue Qualität

Der heutige Tag muss vor allem Anlass sein, die Probleme der EU nüchtern zu analysieren und einen Weg aus der gegenwärtigen Demokratie- und Legitimationskrise zu finden. Wir fordern die Regierungsvertreter und die deutsche Ratspräsidentschaft dazu auf:

Respektieren Sie das klare Nein zum vorliegenden Verfassungsvertrag in Frankreich und den Niederlanden! Es ist Ausdruck der Entfremdung zwischen den Wählern und der politischen Klasse und ein Votum für ein Europa der Bürgerinnen und Bürger. Die von Angela Merkel geforderte Wiederbelebung des aktuellen Vorschlags auf höchster Ebene und hinter verschlossenen Türen würde die Krise nicht lösen, sondern nur verstärken. Wir fordern einen offenen, demokratischer Prozess - ohne künstlich erzeugten Zeitdruck - bei dem die Bürgerinnen und Bürger das entscheidende Wort über die Zukunft Europas haben. Wir fordern eine öffentliche Debatte über die Fragen, die führende EU Politiker während der letzten fünf Jahre nicht beantworten konnten, z.B.:

Wie schaffen wir ein Europa der Bürgerinnen und Bürger, ein Europa der Demokratie und der Demokratien? - Wie wird der tiefgreifende Demokratiemangel der EU überwunden? - Wie entstehen Transparenz und demokratische Kontrolle? - Wie kann direkte Demokratie auf europäischer Ebene funktionieren? - Wie können die Grund- und Menschenrechte in Europa gesichert und erweitert werden? - Was soll die EU überhaupt regeln? Wie lässt sich Subsidiarität absichern? - Wie können die EU-Institutionen reformiert werden? - Und letztlich: Welche Vision haben wir für Europa? Welche Bedeutung hat es für die Welt und für seine Bürger?

Wir fordern einen ergebnisoffenen Prozess, der von unten gestaltet wird und offen ist für alle Initiativen aus der Zivilgesellschaft. Zu diesem Gestaltungsprozess müssen Foren über die europäische Zukunft geschaffen und genutzt werden, in denen sich die Menschen begegnen und artikulieren können, wie z.B. Regionalforen, Europäisches Sozialforum, runde Tische mit Vertretern der Zivilgesellschaft bzw. der Kultur, der Regierungen und Geschäftswelt. Damit Gesprächsergebnisse gebündelt und bis in die rechtliche Ordnung hinein umgesetzt werden können, braucht das Gespräch über die Zukunft Europas einen neuen Konvent.

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Ein neuer Konvent für die Zukunft Europas

Eurokraten und führende Politiker der Mitgliedsstaaten sind weit von den Problemen und Wünschen der Bürger entfernt. Der bisherige EU-Konvent war weder demokratisch legitimiert noch ergebnisoffen. Wir fordern einen neuen Konvent über die Zukunft Europas, der tatsächlich die Interessen der Bürger vertritt. Dies muss durch klare Spielregeln gewährleistet werden, z.B.:

- Der Konvent wird direkt gewählt. Seine Mitglieder kommen aus allen Bereichen und Ebenen der Gesellschaft.

- Ergebnisoffen und ohne Zeitdruck erarbeitet der Konvent Vorschläge für ein Dokument über eine demokratisch verfasste Zukunft Europas. Dieses muss im Einklang mit den Verfassungen der Mitgliedsstaaten stehen. In Referenden in allen EU-Staaten wird das Ergebnis zur Abstimmung gestellt.

- Das Gremium tagt öffentlich. Einzelne Bürger, zivilgesellschaftliche Gruppierungen und Organisationen müssen die Möglichkeit haben, sich im Sinne einer fortlaufenden Bürgerbeteiligung direkt an der Diskussion zu beteiligen und die Ergebnisse zu beeinflussen.

- Kommt es in dem Konvent in einzelnen Fragen nicht zu einer Einigung, so können Minderheitenpositionen als Varianten des Dokuments mit zur Abstimmung gestellt werden. Parallel zum Konvent muss es durch ein Bürgerinitiativ-Verfahren möglich sein, bei den Referenden in allen EU-Staaten den Wählern einen Alternativentwurf zum Konvents-Dokument zur Abstimmung vorzulegen.

- Bei den zur Abstimmung gestellten Varianten und Alternativen ist eine faire und ausgewogene Information der Öffentlichkeit sicherzustellen.

Demokratie ist der grundlegende europäische Wert, der die Aspekte der Freiheit, der Teilhabe und der Solidarität und damit das Bekenntnis zu den Grund- und Menschenrechten einschließt. Wir fordern die Regierungen auf: Stehen Sie einer demokratischen Weiterentwicklung Europas von unten nicht im Wege! Helfen Sie vielmehr mit, die Bedingungen dafür zu schaffen!

www.mehr-demokratie.de

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Deutsche Schulen sollen privater werden

Führende Bildungsforscher haben gefordert, das tradierte dreigliedrige Schulsystem auf eine zweigliedrige Struktur aus Sekundarschulen und Gymnasien umzustellen. Die Schüler sollten frühestens nach dem 6. Lernjahr getrennt werden. Dies empfahl der "Aktionsrat Bildung" gestern in München. Konsequenz wäre die Abschaffung der Hauptschulen. "Hauptschulen sind in einigen Ländern eine Art Restschule geworden", sagte der Chef der deutschen Pisa-Forscher, Manfred Prenzel.

Der Aktionsrat forderte Bund und Länder auf, noch in diesem Jahr einen "Masterplan für mehr Bildungsgerechtigkeit" vorzulegen, der das gesamte Bildungssystem einbezieht - "von der Kinderkrippe bis zum Hochschulbereich", sagte Prenzel.

Nach dem Gutachten soll der Staat die Schulen weiter finanzieren, ihren Betrieb aber an private Träger abgeben. Die Schulen entscheiden dann selbst über den Einsatz ihres Budgets und die Auswahl der Pädagogen. Die Lehrer würden grundsätzlich nur Fristverträge erhalten - also keine Beamten mehr sein. Ihre Verträge würden nur dann verlängert, wenn sie sich regelmäßig fortbilden.

Der Präsident der Kultusminister, Jürgen Zöllner (SPD), wies die Ratschläge zurück: "Grundsätzlich müssen die Schulen in staatlicher Verantwortung bleiben; denn der Staat muss garantieren, dass alle jungen Leute eine Ausbildung bekommen."

Der Vorsitzende des Expertenrats, der Präsident der FU Berlin, Dieter Lenzen, sagte: "Je früher öffentliche Bildungsinvestitionen ansetzen, umso höher sind die Erträge und Chancen, Bildungsgerechtigkeit herzustellen". Er forderte massive Investitionen ins Bildungssystem. Lenzen hatte schon die Vorläuferstudie "Bildung neu denken" verfasst. Nach seinen Berechnungen, die als konkrete Zahl in der aktuellen Studie nicht auftauchen, wären für die Radikalreform 20 bis 30 Milliarden Euro nötig - pro Jahr.

Wie die Pisa-Studie kritisieren auch die Gutachter vor allem einen Mangel an Bildungsgerechtigkeit in Deutschland. "Man muss befürchten, dass im derzeitigen System mehr als 20 Prozent der Kinder den Anschluss verlieren", sagte Prenzel. Im internationalen Vergleich liege Deutschland im Mittelfeld. Der Aktionsrat wurde auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hin gegründet.

Die GEW kritisierte die Vorschläge als "widersprüchlich und unausgegoren". Mehr Ganztagsschulen und zusätzliche Investitionen in die Bildungen seien richtige Forderungen, erklärte GEW-Schulexpertin Marianne Demmer. Schulautonomie oder Privatisierung vergrößerten dagegen die Ungerechtigkeit im Bildungssystem. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, wandte sich gegen die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen. Dies würde zu einer massenhaften Überforderung bei einem Drittel der Schüler und einer Unterforderung bei einem anderen Drittel führen. Die Forderung nach einer befristeten Beschäftigung von Lehrern nannte Kraus "abwegig", da dies die Kontinuität von Schule gefährde.

taz vom 9.3.2007

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Telekom

"Wir haben keine Alternative, wir müssen reformieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein." Deshalb müsse es zu einem Abbau "von Bequemlichkeiten und Besitzständen" kommen. Was das heißt, werden nach den Plänen Obermanns schon ab Sommer um die 50.000 Beschäftigte der Festnetzsparte T-Com bitter zu spüren bekommen: Sie sollen in eine neue Service-Gesellschaft ausgegliedert werden - um dort deutlich länger zu arbeiten für deutlich weniger Geld.

Von der Gründung der Unternehmenstochter T-Service, in der etwa der technische Kundendienst und die Callcenter gebündelt werden sollen, verspricht sich Obermann Einsparungen von rund 900 Millionen Euro. Erzielt werden sollen sie zum einen durch "eine sozialverträgliche Anpassung des Entgelts in Richtung Marktniveau", wie es in schöner Konzernprosa heißt.

Zum anderen soll die wöchentliche Arbeitszeit von derzeit 34 auf mindestens 38 Stunden erhöht werden. "Langfristige Stoßrichtung" seien 40 Stunden, so Obermann, der gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter vom Aufsichtsrat grünes Licht für seine Pläne erhalten hatte. Zuvor hatten etwa 13.000 Telekom-Mitarbeiter vor der Bonner Konzernzentrale gegen die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen demonstriert.

Allerdings hat die Konzernführung ein gewichtiges Druckmittel: Eine Beschäftigungsgarantie über den bislang vereinbarten Kündigungsschutz bis Ende 2008 hinaus könne er nicht geben, sagte Obermann.

Allein 2006 hat die Telekom über zwei Millionen Festnetzkunden verloren. Ziel für dieses Jahr könne nicht mehr sein als eine Stabilisierung der Verluste, eine Verringerung sei erst später realistisch, so der Konzernchef. Wegen der schlechten Entwicklung des Deutschlandgeschäfts sank der Nettogewinn 2006 von 5,6 Milliarden Euro auf 3,2 Milliarden Euro. Der Umsatz im Inland sank um 5,0 Prozent auf 32,5 Milliarden Euro. Im Ausland dagegen verzeichnete der Konzern einen Umsatzzuwachs von 13,6 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro.

Aus der taz vom 2.3.2007

Deutsche Bank

Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, belegt wieder den Spitzenplatz in der Liste der deutschen DAX-Topverdiener. 13,2 Millionen Euro. Das waren 36.164,38 Euro pro Tag. In der Stunde "verdiente" Ackermann 1.506,84 Euro. Und in der Minute immerhin noch 25 Euro und 11 Cent.  Für das abgelaufene Geschäftsjahr. Auf das Konto von Josef Ackermann, weil der der Deutschen Bank so optimierend vorsteht. Und die hat einen Überschuss von 6 Milliarden Euro erzielt.

Siemens Mobile

Im Jahr 2005 übernahm BenQ die Mobiltelefon-Sparte der Siemens AG und legte diese mit der eigenen Telekommunikationssparte zusammen. Damit stieg BenQ schlagartig zu einem der sechs größten Markenhersteller für Mobiltelefone in der Welt auf. Der neue Unternehmensbereich wurde seit dem 1. Oktober 2005 unter dem Namen BenQ Mobile mit Firmensitz in München geführt. Dieser beschäftigte etwa 7000 Mitarbeiter weltweit und war damit zeitweise der größte der drei neu aufgestellten Tätigkeitsbereiche von BenQ (Communications, Consumer Electronics, Computing).

Am 28. September 2006 teilte BenQ schließlich mit, dass man die Zahlungen an BenQ Mobile in Deutschland mit sofortiger Wirkung einstelle. „Die Umsatz- und Margenentwicklung für das Weihnachtsgeschäft 2006 sei unter den Erwartungen geblieben", so ein BenQ-Sprecher. Da das Stammkapital der BenQ Mobile GmbH & Co. OHG nur 25.000 Euro beträgt, hat die Gesellschaft am 29. September 2006 vormittags beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt. In der OHG waren die 3400 Mitarbeiter des Unternehmens zusammengefasst. Die 3000 BenQ-Mitarbeiter werden nach Aussagen eines Sprechers des Siemens-Konzerns noch bis 2009 bei der Stellensuche im Siemens-Konzern gegenüber externen Kandidaten bevorzugt behandelt werden. Am 31. Dezember 2006 stellte BenQ Mobile die Produktion ein. Am 24. Februar 2007 wurde bekannt, daß der letzte Interessent abgesprungen ist und das Unternehmen zerschlagen wird.

Ende März 2007 wurde außerdem bekannt, dass der BenQ Finanzchef Eric Yu wegen des Verdachts auf Insiderhandel in Taiwan in Untersuchungshaft genommen wurde. Zuvor hatten Polizei und Staatsanwaltschaft die BenQ Zentrale in Taipeh durchsucht. Die örtliche Finanzaufsicht wollte den Verdacht klären, Mitglieder des BenQ Managements hätten noch vor der öffentlichen Bekanntgabe von größeren Quartalsverlusten im Oktober 2006 (zum Zeitpunkt der vorläufigen Insolvenz von BenQ Mobile) beziehungsweise bereits im März 2006 größere Aktienverkäufe durchgeführt. Gleichzeitig wurde bekannt, dass BenQ eine Summe von 504 Millionen Euro von BenQ Mobile abgezweigt hatte, kurz bevor die Tochtergesellschaft Insolvenz anmelden musste. Die rund 4.350 Gläubiger, die Forderungen in Höhe von knapp 1,2 Milliarden Euro gegen die insolvente BenQ Mobile GmbH & Co. OHG angemeldet haben, planen nun eine Millionenklage gegen den Mutterkonzern BenQ in Taiwan. Daraufhin wurden unter Beobachtern und in den Medien erneut Vorwürfe laut, dass BenQ niemals an einer Rettung der Siemens-Handysparte interessiert gewesen sei und die Tochtergesellschaft bewusst in die Insolvenz geführt habe.

Telekom 2

Seit der Privatisierung vor zehn Jahren haben die Telekom über 100.000 Menschen verlassen. Das derzeit laufende Sparprogramm umfasst den Weggang von 32.000 Mitarbeitern bis zum Jahr 2008. Die Gesellschaft setzt dabei neben Altersteilzeit auf Vorruhestandsregelungen und Abfindungen. Auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtete das Unternehmen bislang. Klinkhammer hatte zuletzt einen weiteren Abbau nach dem Jahr 2008 für wahrscheinlich gehalten.

Superreich

946 Menschen besitzen mehr als 1 Milliarde US-Dollar. Die Gesamtzahl der Superreichen ist im vergangenen Jahr um 35 Prozent auf 946 gestiegen. "Dieser Zuwachs spiegelt die Dynamik der Weltwirtschaft wieder", sagte Herausgeber Steve Forbes. Starke Aktienmärkte, hohe Waren- und Immobilienpreise hätten das Einkommen der Neulinge über die magische Marke katapultiert.

Ganz oben auf der Rangliste steht nach wie vor Microsoft-Gründer Bill Gates mit rund 56 Milliarden US-Dollar Vermögen, gefolgt von US-Investor Warren Buffet (52 Milliarden) und dem mexikanischen Unternehmer Carlos Slim Helu (49 Milliarden). Nach den USA ist Deutschland laut Forbes das Land mit den zweitmeisten Milliardären. Ganz vorne stehen hier weiterhin die Aldi-Brüder. Karl Albrecht hat mit dem Discounter ein Vermögen von 20 Milliarden Dollar angehäuft, sein Bruder Theo besitzt 17,5 Milliarden.

Siemens

Im Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Beraters Wilhelm Schelsky am 14. Februar 2007 bestätigte ein Siemens-Sprecher, dass Schelsky seit 2001 unter anderem für Beratungsleistungen und Mitarbeiterschulungen über 14 Millionen Euro erhalten habe. Laut Siemens habe Schelsky aber seine Leistungen als Unternehmensberater nicht ausreichend nachgewiesen, weswegen das Unternehmen Ende 2006 seinen Beratervertrag fristlos gekündigt habe. Schelsky ist auch langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB), einer Arbeitnehmervereinigung, die sich als „die andere Gewerkschaft" darstellt.

Informationen zusammengestellt von Dieter Koschek unter Zuhilfenahme des Internets

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Einsatz für Hungernde

1996 fand in Rom ein "Welternährungsgipfel" statt. Es wurde beschlossen, die Anzahl der weltweit Hungernden bis zum Jahre 2015 zu halbieren. Ein Aktionsplan sollte diesem Ziele dienen.

Zehn Jahre später ist die Zahl derer, welche an Hunger leiden, in etwa dieselbe geblieben. Es sind ungefähr 850 Millionen Menschen. Das geht aus dem Bericht der Menschenrechtsgruppe FIAN hervor. Das Kürzel FIAN steht für FoodFirst Informations- und Aktionsnetzwerk. Es wurde 1986 mit dem Ziel gegründet, unser Bewusstsein für das elementare Menschenrecht auf Ernährung zu schärfen und sich einzusetzen, wo dagegen verstoßen wird.

FIAN ist mittlerweile in 60 Ländern aktiv. Es gibt lokale Unterstützergruppen wie beispielsweise jene in Berlin. Dort wurde über mehrere Jahre eine Verbindung zu 280 Familien in Brasilien gehalten, welche in einem Rechtsstreit um eine vordem brachliegende Hacienda lagen, Sie hatten diese besetzt und angefangen, sie zu bewirtschaften. Obwohl es ein Gesetz gibt, das solch ein Vorgehen erlaubt, wurden die Familien nach fünf Jahren wieder vertrieben.

Die Lage wurde daraufhin von FIAN-Mitarbeitern genauestens dokumentiert und der Bericht brasilianischen Behörden übergeben. Eine Aufforderung erging an die Regierung, eingegangene völkerrechtliche Verpflichtungen zu respektieren. Da FIAN offiziellen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen hat, besitzt ein solches Verlangen auch ein gewisses Gewicht. Jedenfalls entschied das oberste Gericht Brasiliens hernach zugunsten der vertriebenen Familien, die sich jetzt wieder dem Lande widmen können.

Sind auch andere Fälle mühsamer anzugehen und die Gesamtsituation weiterhin erschreckend, so ist die Tätigkeit in jener Organisation mit ein Anfang einer menschlichen Verbundenheit, die sich von den Schranken bloßer Gruppen- oder Nationalinteressen befreit. Man kann diese Haltung eine christliche nennen.

Jürgen Kaminski

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Der Spender

Ernst Tugendhat besucht eine palästinensische Schule. Als einen "stellvertretenden, symbolischen Versuch der Wiedergutmachung" von Juden an Palästinensern bezeichnet der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Tugendhat seine großzügige Spende an die Schule Talitha Kumi in Beit Jala bei Bethlehem. Mehrere Tage lang hat er sich in der palästinensischen Region aufgehalten. Talitha Kumi, eine Einrichtung des protestantischen Berliner Missionswerks, ist eine der herausragenden Oberschulen in den palästinensischen Gebieten.

Ernst Tugendhat, 1930 in Brünn geboren und im Exil groß geworden, erhielt 2005 als dritter Preisträger nach Claude Lévi-Strauss und Richard Rorty den mit 50 000 Euro dotierten Meister-Eckhart-Preis der Identity-Foundation. Hinter dem dubiosen Namen verbirgt sich ein deutscher Mäzen. Tugendhat überwies die Preissumme nach Palästina, wo sie der Leiter von Talitha Kumi, Dürr, für das Schulgeld verwenden wird, das arme Kinder aus den Flüchtlingslagern Aida und Daheische nicht aufbringen können. Tugendhat besuchte jetzt diese Kinder in den Lagern, reiste nach Hebron, Ramallah und Jericho. Zum Abschluss sagte er dieser Zeitung: "Wenn ich als irgendein Deutscher herkäme, könnte man mein Engagement auf die beliebigste Art interpretieren. Aber als Jude ist das schon eine Aussage." Er sei "sehr zufrieden", sein Geld für diese "gute Sache" gegeben zu haben, sagt der Emeritus der FU Berlin und Tübinger Honorarprofessor, dessen neuestes Buch "Anthropologie statt Metaphysik" (München 2007) zu intellektueller Redlichkeit mahnt.

Talitha Kumi legt besonderen Wert auf den Deutschunterricht; die Absolventen sollen an deutschen Universitäten studieren können. Aber gerade jetzt wieder machen es die israelischen Besatzer - trotz Zusicherungen der Regierung Scharon - schwer, ungehindert zum Schulareal oberhalb von Beit Jala zu kommen. Die Mauer wächst, und schon ist es nicht mehr möglich, von der Straße von Jerusalem nach Hebron direkt zur Schule abzubiegen.

Bei der Entgegennahme des Preises vor zwei Jahren hatte Tugendhat herbe Kritik an der zionistischen Landnahme geübt. "Die zionistischen Juden sind in Palästina nicht einfach eingewandert, sondern mit der erklärten Absicht, dort einen eigenen Staat zu gründen, eine Einstellung, die nur aus dem damaligen europäischen Superioritätsbewusstsein heraus zu verstehen ist." Der Zionismus sei "von Anfang an eine nationalistische und daher potentiell aggressive Deutung des Judentums" gewesen und daher damals von der Mehrheit der Juden abgelehnt worden. Da man befürchten müsse, dass die israelische Siedlungspolitik auf die Annexion von Rest-Palästina hinauslaufe, müsse man sich fragen: "Soll es denn uns Juden nur möglich gewesen sein, der Vernichtung zu entgehen, indem wir das Schicksal der Vertreibung auf ein anderes Volk abwälzen?" Wie zu erwarten war, trug ihm die Rede heftige Kritik ein; sie wurde auch unpolitisch und naiv genannt.

Beim Abendessen in Beit Jala fällt es Tugendhat nicht leicht, seine Worte zu finden. Man müsse sorgfältig und genau formulieren, dürfe nicht in Augenwischerei verfallen, sagt der Philosoph. Die Jury hatte 2005 angemerkt: "Die Sorgfalt und Genauigkeit seines philosophischen Denkens sind ein notwendiges Korrektiv in einer Zeit, die auf rasche Lösungen fixiert ist."  

JÖRG BREMER in der F.A.Z. 02.05.2007

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„Klima-Allianz" gegründet

In einer „Klima-Allianz" haben sich Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, Entwicklungsorganisationen wie der Evangelische Entwicklungsdienst, Brot für die Welt, die Diakonie Katastrophenhilfe und Misereor, Umweltverbände wie der BUND, DUH, Greenpeace, NABU und der WWF sowie weitere Organisationen wie der Deutsche Alpenverein und attac vereint. Insgesamt über 40 Organisationen veröffentlichten jetzt einen gemeinsamen Aufruf für eine entschlossenere Klimapolitik.

Erstmalig in Deutschland tritt damit ein breites Bündnis an, um gemeinsam den Klimawandel zu stoppen. Weihbischof Bernd Uhl, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, zum Zweck des Bündnisses: „Der Klimawandel trifft Mensch und Natur weltweit in einem Ausmaß, das historisch ohne Beispiel ist. Der Schutz des Klimas ist deshalb aus ethischer Verantwortung für den Erhalt der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen und zur Bewahrung unserer Schöpfung dringend geboten."
Für die Umweltseite begründet Angelika Zahrnt, Vorsitzende des BUND, den Zusammenschluss: „Trotz einhelliger Warnungen der Wissenschaftler wird der Klimaschutz immer wieder von kurzsichtigen wirtschaftlichen oder politischen Interessen blockiert. Die Klima-Allianz soll Anstöße zu einer gesellschaftlichen Bewegung für mehr Klimaschutz geben. Wir rufen die Bundesregierung dazu auf, ein neues Klimaschutzprogramm vorzulegen, damit bis 2020 die klimaschädlichen Emissionen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden."
Grundlage dafür sei der entschlossene Ausbau erneuerbarer Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung, anstatt neue Kohlekraftwerke zu bauen. Im Verkehrsbereich müssten strenge Verbrauchslimits für Pkw und ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen gelten. Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz forderten die Abschaltung der Atomkraftwerke und ein Fördergesetz für erneuerbare Energien im Bereich der Gebäudeheizung.
Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks Misereor: "Die Menschen in den Entwicklungsländern sind vom Klimawandel besonders hart betroffen. Es geht nicht um die Frage, ob wir im Winter noch weiterhin Ski fahren können oder ob unsere Sommer zu heiß sind, sondern um die Bedrohung der Existenzgrundlage ohnehin schon Not leidender Menschen durch Überschwemmungen, Dürren und Ausbreitungen von Krankheiten. Dafür sind die Industrieländer die Hauptverantwortlichen."
Konrad von Bonin, Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes: „Die Industriestaaten müssen die Kosten der Anpassung an den Klimawandel in den Entwicklungsländern mittragen und beim Aufbau einer klimaverträglichen Energieerzeugung helfen. Dabei geht es nicht um Almosen, sondern um Gerechtigkeit."
Die Bundesregierung muss nach Auffassung der Klima-Allianz zusätzliche Finanzmittel zur Armutsbekämpfung und für Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern aufbringen.
Roland Hipp, Kampagnengeschäftsführer von Greenpeace: „Die Zeit wird knapp – Politik und Wirtschaft müssen endlich die Energiewende einleiten. Bloße Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz reichen nicht aus. Anstatt Grundsteine für Braunkohlekraftwerke zu legen, muss Bundeskanzlerin Angela Merkel in Deutschland die Basis für eine zeitgemäße Energieversorgung ohne Atomkraft und Kohle schaffen. Unsere Klima-Allianz zeigt, dass es eine große gesellschaftliche Mehrheit für eine Energiewende gibt. Die Trägerorganisationen der Klima-Allianz werden mit ihren Mitgliedern und Unterstützern die Bundesregierung regelmäßig an ihre Verantwortung erinnern."

 Klimawandel und globale Gerechtigkeit – Herausforderungen für das 21. Jahrhundert

Der Klimawandel trifft Mensch und Natur weltweit in einem Ausmaß, das historisch ohne Beispiel ist. Die Lebensgrundlagen und das Wohlergehen von Millionen Menschen, besonders in den Entwicklungsländern, sind extrem gefährdet.Der Klimawandel ist kein Schicksal; er ist Folge eines Mangels an Verantwortung, ein Mangel an Gerechtigkeit gegenüber den besonders betroffenen Menschen in Entwicklungsländern, den indigenen Völkern, nachfolgenden Generationen und der Schöpfung. Die Bekämpfung des Klimawandels ist der zentrale Prüfstein für eine solidarische Weltgesellschaft; eine Weltgesellschaft, die lernen muss, mit den allen Menschen zur Verfügung stehenden Gemeinschaftsgütern verantwortungsbewusst und gerecht umzugehen.

 Hauptforderungen an die internationale Politik zum Klimawandel

Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur muss auf unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden.

Bei den weltweiten Emissionen von Treibhausgasen muss innerhalb der nächsten 10-15 Jahre eine Trendwende geschafft und bis 2050 müssen (gegenüber 1990) die globalen Emissionen halbiert werden.

Die Industrieländer müssen ihre Emissionen um mindestens 30% bis 2020 und 80% bis 2050 (gegenüber 1990) verringern. Diese Verpflichtung ist unerlässlich und entspricht dem Verursacherprinzip.

Die klimapolitische Verantwortung auch der Schwellen- und Entwicklungsländer wächst. Die Industrieländer sollten den Aufbau klimaverträglicher Energiestrukturen dort aktiv unterstützen sowie selbst eine Vorreiterrolle einnehmen.

Klima- und Energiepolitik müssen zum integralen Bestandteil der Entwicklungspolitik werden, denn nur so können die Überwindung der Armut, die Millenniums-Entwicklungsziele und die Stabilisierung unseres Klimas erreicht werden.

Die Industrieländer sind die Hauptverantwortlichen für eine Entwicklung, bei der im Interesse kurzfristiger materieller Gewinne und einer ressourcenintensiven Lebensweise die ökologischen Begrenzungen missachtet wurden. Daher müssen nach dem Verursacherprinzip die für den Klimawandel verantwortlichen Länder, Unternehmen und Konsumenten für die Klimaschäden und die Kosten der Anpassung in den besonders betroffenen Entwicklungsländern aufkommen. Diese haben zudem – ergänzend zu ihren eigenen Anstrengungen – Anspruch auf Unterstützung beim Aufbau einer klimaverträglichen Energieversorgung. Dabei geht es nicht um Almosen, sondern um Gerechtigkeit.

 (A) Das eigene Haus in Ordnung bringen:
konsequenter Klimaschutz in Deutschland

Vorausschauende und verantwortliche Politik bedeutet, dass Deutschland den Ausstoß der Treibhausgase bis 2020 um 40 Prozent – bezogen auf das Niveau von 1990 – reduzieren muss. Die Wirtschaft braucht klare, langfristige und verbindliche politische Rahmenbedingungen, um diese Reduktionsziele zu erreichen. Eine konsequente Antwort auf den Klimawandel wird sich wirtschaftlich auszahlen, durch die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze und die Vermeidung von Klimaschäden. Darüber hinaus muss sich Deutschland in der EU für konsequenten Klimaschutz einsetzen.

Wir rufen die Bundesregierung dazu auf, ein neues Klimaschutzprogramm vorzulegen, das folgende zentralen Punkte enthalten sollte:

1. Vorfahrt für Energieeinsparung und effiziente Energienutzung durch Verringerung des Stromverbrauchs um jährlich mindestens ein Prozent und energetische Sanierung von drei Prozent aller Altbauten pro Jahr.

2. Vorrang für eine Klima schonende, dezentrale Stromerzeugung durch die Beendigung der Benachteiligung von Gaskraftwerken im Vergleich zu Kohlekraftwerken im Emissionshandel; Verdreifachung des Anteils der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung auf Basis erneuerbarer Energien und Erdgas bis 2020; ein Moratorium für den Bau neuer Kohlekraftwerke, um den Aufbau einer klimaverträglichen Energieversorgung nicht zu behindern.

3. Ausstieg aus der hochriskanten Kernkraftnutzung durch die möglichst schnelle Abschaltung der Atomkraftwerke mindestens nach der Vereinbarung zum Atomausstieg; die strenge sicherheitstechnische Überwachung und eine gegebenenfalls notwendige Nachrüstung der Kernkraftwerke in der verbleibenden Restlaufzeit.

4. Zügiger Ausbau der erneuerbaren Energien durch eine konsequente Fortführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Strombereich; ein Fördergesetz für die erneuerbaren Energien im Bereich Gebäudeheizung, -kühlung und Warmwasserbereitung

5. Eindämmung des Emissionswachstums im Verkehr durch strenge gesetzliche Verbrauchsgrenzwerte für PKW; ein generelles Tempolimit auf Autobahnen (120 km/h); eine stärkere staatliche Förderung des Öffentlichen Personenverkehrs; die effektive Einbeziehung des Flugverkehrs in den europäischen Emissionshandel; die Einführung einer Kerosinsteuer.

6. Nutzung finanzpolitischer Anreize für die Klimapolitik durch

die Besteuerung von Ressourcen und gleichzeitig eine sozial ausgewogene Senkung von Steuern und Abgaben auf den Faktor Arbeit;

den konsequenten Abbau klimaschädlicher Subventionen;

die Versteigerung der Emissionsrechte im Emissionshandel.

 (B) Verantwortung in der Welt übernehmen

Als große Industrienation gehört Deutschland zu den Hauptverursachern des Klimawandels. Beim Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen liegt Deutschland um das 2,5fache über dem globalen Durchschnitt. Deutschland erwächst daraus eine globale Verantwortung. Es muss die Entwicklungsländer und die besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen in ihren Bemühungen politisch und finanziell unterstützen, Klimaschutz (durch erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Walderhalt) und Anpassung an die Folgen des Klimawandels voranzubringen. Gleichzeitig sind rasche Fortschritte in der Armutsbekämpfung notwendig.

Wir rufen die deutsche Bundesregierung zu folgenden Maßnahmen auf:

7. Zusätzliche Finanzierung für Armutsbekämpfung, Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern durch einen verbindlichen Zeitplan, den Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttonationaleinkommen auf 0,7% bis 2015 zu erhöhen; die Einführung einer Flugticketabgabe, einer Devisentransaktionssteuer sowie am Verursacherprinzip orientierter fiskalpolitischer Instrumente (z.B. die Versteigerung von Zertifikaten im Emissionshandel, Kerosinsteuer).

8. Förderung einer klimafreundlichen Energiepolitik in den Entwicklungsländern durch eine aktive Einflussnahme auf nationale und internationale entwicklungspolitische Finanzinstitutionen (KfW, Weltbank, IWF), damit diese ihre Förder- und Anreizpolitik weg von fossilen und nuklearen Energien zugunsten erneuerbarer, dezentraler Energieträger und Energieeffizienztechnologien umgestalten; die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für eine schnelle Verbreitung von Know-how und technischen Fertigkeiten in Entwicklungsländern für erneuerbare Energie- und Energieeffizienztechnologien; die kritische Prüfung der Frage, ob und inwieweit eine dauerhafte und sichere Speicherung von Kohlendioxid im geologischen Untergrund zum Klimaschutz in den kohleintensiven Schwellenländern beitragen kann, ohne den Ausbau erneuerbarer Energien und der Energieeffizienz zu behindern.

9. Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels durch die Ausweitung der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit und die Einbeziehung klimapolitischer Ziele in Armutsbekämpfungs- und Entwicklungsstrategien; die konsequente Integration von Anpassung und Katastrophenvorsorge in nationale und internationale Maßnahmen der Entwicklungspolitik und ihrer Finanzinstitutionen sowie der Armutsbekämpfung; die gezielte Unterstützung lokaler Gemeinschaften und indigener Völker zur eigenständigen Anpassung; die konsequente Ausrichtung der deutschen und europäischen Entwicklungs-, Außen- und Handelspolitik auf das gemeinsame Ziel einer wirksamen, nachhaltigen Armutsbekämpfung.

www.die-klima-allianz.de

Kontakt: c/o Forum Umwelt und Entwicklung, Am Michaelshof 8-10,
53177 Bonn, Tel 0228 / 359 704, Fax 0228 / 923 99 356
E-Mail: info@forumue.de, www.forumue.de

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Energiewende nötig

Nicht bloß der Klimawandel sollte Anlass für den verstärkten Einsatz ökologisch vertretbarer Energien sein! Trotzdem brachte der Trockensommer 2006 in Nicaragua Probleme für ein Stausee-Kraftwerk. Und wegen dem ansteigenden Meeresspiegel mussten schon einige Pazifikinseln evakuiert werden.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist: Bei Erdgaspipelines drohen nicht nur Lecks, gar wenn sie auf dem Meeresboden verlaufen, ferner mutwillige Zerstörungen von Terroristen. Auch deswegen wird der Preis ansteigen für diesen nicht erneuerbaren Rohstoff. Die Preissteigerungen auch bei Erdöl belasten Entwicklungsländer noch viel mehr und steigern damit deren sowieso vorhandene Abhängigkeit noch.

Die Problematik von Atomkraftwerken bestätigt sich nicht zuletzt durch hohe Haftpflichtversicherungen! Ganz abgesehen davon kann der Atommüll nie völlig sicher end- oder zwischengelagert werden, was Langzeitstrahlenfolgen mit sich bringt.

Wirtschaftsprofessor Shimon Awerbuch betonte auf einem Symposium der Bankengruppe der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt am Main im Herbst 2006, dass diese Gruppe in Verbindung mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit den Schwerpunkt zukünftig auf die Förderung von Energiegewinnung aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse legen werde. Dann kann Deutschland beispielgebend auch für andere Länder sein!

Michael Hufschmidt

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Passivhaustagung 2007 in Bregenz

Am 13.-15.03.2007 fand in Bregenz am Bodensee die alljährliche internationale Passivhaustagung statt. Die Resonanz war überwältigend.

Über 1.000 Teilnehmer kamen aus mehr als 40 Ländern. Ein Programm mit 72 Vorträgern in 16 Arbeitsgruppen dokumentierte den Stand der Entwicklung beim Passivhaus .Vorträge über Passivhäuser in Polen, Italien, Kroatien, Dänemark, Schweden, Slowenien, Norwegen, USA, in den Alpen auf 2.154 Metern Höhe und sogar in der Antarktis gaben einen Eindruck von den Chancen, die der Passivhausstandard auch in anderen Regionen der Welt bietet. So berichtete ein Vortrag von 15 neu geplanten Projekten mit mindestens eintausend Wohneinheiten in Norwegen, darunter ein sehr großes mit über 200 Apartments für eine mittlere Außentemperatur im Winter von -19 Grad Celsius.
Der Passivhaus-Standard ist der international erfolgreichste Baustandard höchster Energieeffizienz. Über 10.000 gebaute Passivhäuser auf der ganzen Welt beweisen, dass hoher Wohnkomfort bei geringsten Heizkosten möglich ist. Die Chancen für den Klimaschutz, die der Passivhaus-Standard bei Neubau und Altbau-Sanierung bietet, waren ein wichtiges Thema auf der 11. Internationalen Passivhaustagung.
Mark Zimmermann von der Schweizer EMPA und Wolfgang Feist vom Passivhaus Institut machten in ihren Eröffnungsvorträgen deutlich, dass zur Stabilisierung der Klimaerwärmung und zur Schonung der natürlichen Ressourcen im Bausektor nur ein hocheffizienter Standard wie das Passivhaus ausreichend ist.
Vorarlberg ist immer schon ein Vorreiter im Passivhausbau gewesen. So verpflichteten sich die sozialen Wohnbauträger dieses Jahr, ihre Gebäude zukünftig im Passivhausstandard auszuführen. Das ist ein schönes Beispiel, wie auch die Politik einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.
Begleitet wurde die Tagung von einer Ausstellung, die öffentlich zugänglich war und verschiedenste Passivhauskomponenten vorstellte, die inzwischen auch verstärkt im „gewöhnlichen" Wohnungsbau eingesetzt werden.
Zum Abschluss der Tagung bot sich am Sonntag den Teilnehmern die Möglichkeit, an Exkursionen teilzunehmen und den Passivhausstandard live zu erleben.

Günter Edeler

Quelle: http://www.passivhaustagung.de/elfte/03_start_aktuell.html
Diese Internetseiten wurden erstellt von Passivhaus Institut, Dr. Wolfgang Feist, Rheinstr. 44/46, D-64283 Darmstadt und Energieinstitut Vorarlberg, Stadtstrasse 33, A-6850 Dornbirn

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Aufruhr ums erste Auto

Der erste Autobesitzer im Dorf war Bauch Karl, der Fahrradhändler. Ein Jahr lang, bevor er den Wagen, einen hohen gebrauchten Ford, kaufte, redeten alle Leute darüber. Es gab drei Wirtshäuser im Dorf. In den drei Kneipen wurde von nichts anderem als dem anstehenden großen Ereignis gesprochen.

Ein halbes Jahr vor dem Autokauf begann Bauch Karl mit dem Bau der Garage. Neben seinem Wohnhaus wuchs der Anbau fürs Auto. Die Ziegel transportierte der Fahrradhändler im Handwagen herbei. Er kaufte Fuhre auf Fuhre. Oder er klaute sie.

Endlich war die Garage fertig.

An einem Sonntagnachmittag holte Bauch Karl sein Auto ab. Es hatte früher einem Fleischermeister der weiteren Umgebung gehört. Eine Stunde Anfahrt lag zwischen dem alten und dem neuen Besitzer.

Alle Dorfbewohner sammelten sich gegen zwölf Uhr bei der Garage.

Um eins breitete sich Feststimmung aus. Die Frauen schleppten den Männern Bier in Kannen von den nahen Kneipen herbei. Nachmittags um drei war noch kein Auto in Sicht.

Die Menge wogte, sang, soff und tanzte.

Kurz nach vier tauchte der Ford in der Ferne der Landstraße auf. Ein Rudel Betrunkener fuhr dem Wagen auf Fahrrädern entgegen.

Ein paar Burschen, voll vom Bier, legten sich vor der Garage auf die Straße. Sie wollten verhindern, dass das Auto ins Dorf käme.

Nach mehrfachen Halts, langen Gesprächen und Streitereien gelang es dem stolzen Ford-Besitzer, seinen neu erstandenen Gebrauchtwagen in die Garage zu fahren. Es war gegen sechs Uhr abends. Als er schon meinte, es glücklich geschafft zu haben, sprang ein Mann aus der Menge hervor und stemmte sich vorn gegen den Kühler. Zwar konnte er den Ford nicht anhalten, doch Bauch Karl erschrak so, dass er unversehens Vollgas gab. Der Wagen machte einen gewaltigen Satz, zerquetschte den Mann zwischen Kühler und hinterer Garagenwand und den Kühler beim Durchbruch der Mauer. Das erste Auto im Dorf forderte zwei Menschenleben. Der Trunkenbold, der es aufhalten wollte, war auf der Stelle tot, Bauch Karl starb einen Tag später im Krankenhaus. Die im Handwagen herbeigeholten und zusammengeklauten Ziegelsteine hatten ihm den Schädel zerschmettert, als er seine Garagenmauer durchbrach.

Das zerbeulte und um gut einen Meter verkürzte Auto verrottete jahrelang in der Stellung: halb in der halbzerstörten Garage, halb nach hinten aus ihr hinausragend. Es fand sich niemand, der des Fahrens kundig gewesen wäre, und es hätte sich auch keiner drangetraut.

Gerhard Zwerenz: Vergiss die Träume deiner Jugend nicht, Eine autobiographische Deutschlandsaga (Hamburg 1989)

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Der Flugverkehr verliert seine Unschuld

Seit einigen Jahren informiert der Schweizerische Schutzverband gegen Flugemissionen über den Flugverkehr und die Klimabelastung. Der Flugverkehr als Lärmverursacher ist seit langem in aller Leute Ohren und Mund. Doch bekanntlich produziert der Flugverkehr auch riesige Mengen an Schadstoffen und Kohlendioxid und stößt zudem diese Schadstoffe in den sensiblen höheren Schichten der Atmosphäre aus. In der Schweiz wird ein Anteil von 15 bis 20 Prozent der Klimaschädigung durch den Flugverkehr verursacht. Der Flugverkehr ist und bleibt also ein nicht zu vernachlässigender Umwelt- und Klimaschädling! Diese Themen wurden lange nicht beachtet. So ist zum Beispiel der Flugverkehr weder Teil des internationalen Kyoto-Protokolls zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, noch ist er im Schweizer Kohlendioxid-Gesetz berücksichtigt...

Die starke Klimaschädigung durch den Flugverkehr wird offenbar auch für die Fluggesellschaften ein Thema. Jedenfalls fordert British Airways ihre Kunden zu einer "grünen Spende" auf. Die Passagiere sollen sich damit an den durch Flugreisen verursachten Umweltschäden beteiligen. Je nach Länge der Flugstrecke werden zwischen 7,40 Euro und 37 Euro verlangt. Das Geld wird ebenfalls für Kompensationsprojekte verwendet, welche dem Treibhauseffekt entgegenwirken.

In einer neuen Studie haben Forscher der Tyndall University in Manchester Berechnungen betreffend Entwicklung des Flugverkehrs und Zielen zur Treibhausgasreduktion bekannt gegeben. Wenn sich die Luftfahrt derart weiter entwickelt wie es derzeit gerade geschieht, müssten alle anderen Kohlendioxid-Erzeuger die Werte auf Null senken. Ansonsten rückten die Klimaziele für 2050 - minus 60 Prozent Kohlendioxid – in weite Ferne. Großbritannien rechnet übrigens mit einer Zunahme von heute 180 Millionen Passagieren auf 475 Millionen Passagiere bis ins Jahr 2030!

"Das Passagieraufkommen zu reduzieren sei nicht einfach und eine Rationierung des Flugverkehrs zudem unmöglich", ließ der Britische Umweltminister dazu verlauten. Allerdings sei die Luftfahrtindustrie gefordert, neue Optionen zu schaffen und technologische Lösungen zur Eindämmung der Emissionen zu unternehmen. Es sei dringend notwendig die Luftfahrt innerhalb der Kohlendioxid-Rahmenbedingungen zu betrachten. Und eine weitere Stimme: "Letztlich soll dazu übergegangen werden, jeder Transportmethode die Preise anzuhängen, die sie tatsächlich in der Umwelt verursacht".

Aus dem Blatt vom "Schweizerischen Schutzverband gegen Flugemissionen", Herbst 2005

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Fragwürdige Gentechnik für die Landwirtschaft

Auf seiner Webseite brüstet sich der agroindustrielle Konzern Monsanto, mit der Behauptung, dass sich im Jahr 2005 ein Jahrzehnt "erwünschter Akzeptanz" von Technologien in der Landwirtschaft erfüllt habe, was sich mit dem "Anbau von biotechnischen Pflanzenarten auf einer Milliarde Morgen Land" erwiesen habe. Des weiteren werden die angenommenen Vorteile dieser Technologie für die Landwirte gepriesen: "höhere Ernteerträge, Potenzial zur Verringerung des Chemieeinsatzes, Übergangsmöglichkeit auf eine umweltfreundlichere Landnutzung und alles gleichzeitig mit Einsparungen von Zeit und Geld".

Diese Argumentation passt genau in das Konzept der Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns, die penibel darauf ausgerichtet ist, keine Diskussionen über gentechnisch veränderte Organismen (GVO) aufkommen zu lassen. Dazu wird eine Doppelstrategie in der Werbung gefahren, einerseits mit Grünwaschen "Biotechnologie wird eine Welt ohne Pestizide schaffen" und anderseits mit Armutswaschen "wir müssen Gentechnik akzeptieren, um die Ernten zu erhöhen, die Kosten zu reduzieren und die Lebenssituation der Bauern zu verbessern".

Die Realität auf den Feldern widerlegt diese Argumente in drastischer Weise. Eine neue Studie der Cornell Universität in den USA, übrigens die Erste, die auch längerfristige ökonomische Folgen von gentechnisch veränderter (GM) Baumwolle untersucht hat, kommt zu dem Ergebnis, dass die chinesischen Baumwollpflanzer - die zu den Pionieren des Anbaus von "Bt Baumwolle" gehören (ein Saatgut, in dem die Gene des Bazillus Thuringiensis eingesetzt wurden, um tödliche Toxine gegen den Baumwoll- und Maiswurm zu produzieren) - inzwischen zusehen müssen, wie ihre Vorteile dahinschwinden. Die Studie, die über 481 chinesische Farmen aus den fünf wichtigsten Anbaugebieten Chinas erfasst hat, zeigt auf, dass die betroffenen Farmen nach sieben Jahren Anbau bis zu 20-mal in einer Saison die Felder besprühen müssen, um mit sekundären Insekten fertig zu werden. Das hatte zur Folge, dass ihre Einnahmen letztendlich 8 Prozent unter denen lagen, die Farmen mit konventioneller Baumwolle erreichten. Natürlich spielt dabei auch eine Rolle, dass der Bt-Bauwollsamen das Dreifache vom Konventionellen kostet. Die Forscher warnen nun davor, dass diese Folgen sich in Ländern mit einem extensiven Anbau von Bt-Baumwolle noch viel stärker auswirken werden.

Einer der Forscher aus dem Team, Prof. Per Pinstrup-Andersen, ehemaliger Generaldirektor des International Food Policy Research Institute, Washington D.C., hat dennoch versucht eine Lanze für die Biotechnik zu brechen, indem er die Forschung und die Regierungen aufgerufen hat Maßnahmen zu ergreifen, um die aufgezeigten Fehlentwicklungen zu korrigieren, bevor die Landwirte die Bt-Baumwolle ganz aufgeben. Laut Pinstrup-Andersen "kann die Bt-Baumwolle beitragen, die Armut zu verringern und die Ernährungssituation in Entwicklungsländern zu verbessern, wenn sie richtig angewendet wird".

Besser wäre es aber gewesen, wenn Pinstrup-Andersen die Forschung aufgerufen hätte, auch die Ernten der selbstmordgefährdeten Bauern in Indien zu untersuchen. Zwischen dem 1. Juni 2005 und August 2006 haben etwa 700 Kleinbauern aus Vidarbha, in der Region Maharastra Selbstmord begangen, weil sie keinen Ausweg aus der Verschuldung gesehen haben.

Während die Bt-Baumwolle weiterhin um öffentliche Anerkennung buhlt, reißen die Qualen für die indischen Bauern nicht ab. Nach der Pest der Baumwollwürmer wird nun der Anbau von Bt-Baumwolle von anderen, bisher unbekannten Krankheiten wie "Lalya" oder "Reddening" gefährdet, und zwar stärker als es bei konventionellen Baumwollsorten der Fall ist. Etwa 60 Prozent der Bauern in Maharashtra konnten nicht einmal die Kosten ihrer ersten Ernte von genetisch veränderter Baumwolle einfahren. Einige Studien haben errechnet, dass die Landwirte beim Anbau von GV Baumwolle, pro Acre (etwa ein drittel Hektar) 136,26 US-Dollar investieren müssen, im Vergleich zu 11,60 Dollar beim Anbau konventioneller Baumwollsorten. Dieses Missverhältnis ist dadurch bedingt, dass die genetisch veränderten Pflanzen mit zusätzlichen Insektiziden besprüht werden mussten.

Das Desaster mit der Bt-Baumwolle hat dazu geführt, dass das "Komitee für die Genehmigung von Gentechnik" (GEAC) der indischen Zentralregierung den Einsatz von anderen gentechnisch veränderten Pflanzenarten - die Monsanto unter der Bezeichnung Mech 12, Mech 184 und Mech 162 anbietet - im Staat Andhra Pradesh verboten hat. Mech 12 ist sogar vom gesamten Süden Indiens verbannt worden. Der Distrikt Warangal in Andhra Pradesh fordert von Monsanto eine Wiedergutmachung für die Bauern, die ihre Ernte verloren haben. Der Staat Andhra Pradesh hat mit Unterstützung der Zentralregierung den Konzern Monsanto wegen der Verrechnung stark überhöhter Preise für das Saatgut verklagt.

Trotz der eindeutigen Beweislage, dass die gesamte Last der problematischen Einführung der GV Baumwolle von den Kleinbauern getragen wurde, wirbt die biotechnische Industrie unbeeindruckt weiter mit Behauptungen, dass sie die Lebensbedingungen der armen Bauern verbessern und die Ernährungslage der Region absichern würde.

Eines ist aber sicher: Die Gentechnik und die Bt-Baumwolle werden die landwirtschaftliche Produktion in den Entwicklungsländern nicht revolutionieren und sie werden auch nicht zur Sicherheit der Ernährungssituation beitragen. Ein solcher Fortschritt kann nur über eine neue Bodenbewirtschaftung erreicht werden, die sich auf dem Prinzip der Ernährungssouveränität und den Rechten der Landwirte abstützt und die als grundlegender Prozess für die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Landes anerkannt wird.

Anuradha Mittal,
Gründerin und Leiterin des Oakland Institute
(www.oaklandinstitute.org)

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Percy Schmeiser

Percy Schmeiser führte durch mehrere Instanzen Prozesse gegen Monsanto, nachdem der Konzern Schmeiser wegen Auskreuzungen des Gen-Maises in Schmeisers Feldern verklagt und Geld von ihm dafür verlangt hatte. Massive Schadenersatzzahlungen von Schmeiser an Monsanto drohten. Der kanadische oberste Gerichtshof befreite Schmeiser von den Zahlungen, er musste „nur" seine eigenen Gerichtskosten zahlen. Die grundsätzliche Frage, wer für die unkontrollierte Verbreitung von Gen-Saat zu haften hat, blieb allerdings ungeklärt.
Eine der Kernaussagen des 75 jährigen Percy Schmeiser ist die ernüchternde Tatsache, dass es in ganz Kanada keinen gentechfreien Raps und kein gentechfreies Soja mehr gibt. In den USA ist es bei Mais und Baumwolle ebenfalls mit Gentechfreiheit endgültig vorbei und dies auf der gesamten Fläche des Staates. Vor etwa zehn Jahren begann die Aussaat von GVO in Kanada und das Resultat ist die leider unwiderlegbare Erkenntnis, dass Koexistenz von GVO und Bio oder konventioneller Landwirtschaft absolut unmöglich ist. Einmal ausgesät sind GVO völlig unkontrollierbar und haben die Tendenz sich immer mehr auszubreiten und sich auch auf Verwandte Arten der ursprünglichen Sorte zu übertragen. (Beim Raps zum Beispiel auf Rettich und Kohl). Auch Honig ist in Westkanada mittlerweile völlig genverseucht und dementsprechend unverkäuflich. Dies sind die Resultate, der von den Konzernen systematisch vorangetriebenen GVO-Landwirtschaft - leicht ist man versucht zu sagen: das Böse hatte hier einen Namen: Monsanto.
Durch die Patentierung des Saatgutes werden sämtliche Bauern unerbittlich in die Konzernabhängigkeit gezwungen ob Gen-Bauern oder Nichtgen-Bauern, deren Felder unweigerlich, eher früher als später, gentech-kontaminiert werden. Die kontaminierten Pflanzen fallen unter die Patentregelung und gehören somit dem Patentinhaber. Es ist erstaunlich, dass so eine Entwicklung juristischen Rückhalt genießt und nicht von vornherein als offensichtlich unethisch und jedem gesunden Gerechtigkeitsempfinden zuwiderlaufend vom Tisch gefegt worden ist.
Aber menschliche Habgier und Neoliberalismus setzen sich heutzutage selbst über Schöpfungsgesetze hinweg - oder probieren es zumindest. Percy Schmeiser, dessen Großmutter aus Wien stammt und Erzieherin der Nachkommen von Kaiser Franz Josef bei Hofe war, bevor sie in die USA und später weiter nach Kanada ausgewandert ist, warnt uns Europäer eindringlich, Abstand zu nehmen vor der „Gefahr Gentechnik". Noch meint er, sei es nicht zu spät - er spricht aus leidgeprüfter Erfahrung, hat einen siebenjährigen Prozess hinter sich, der von Monsanto gegen ihn angezettelt wurde und den er bis auf seine Anwaltskosten für sich entscheiden konnte (Immerhin 400 000 US $ für einen Rapsbauern wahrlich keine Kleinigkeit – die Kosten für Monsanto beliefen sich auf 2 Millionen US $, für einen Konzern dieser Größenordnung kein Drama).
Man/Frau kann ermessen mit welch ungleichen Waffen hier gekämpft wird und wie dringend eine mehr als breite Unterstüzung von Nöten ist. Gerade für uns Konsumenten ist die eindeutige und vehemente Botschaft Percy Schmeisers von vorrangiger Bedeutung: die Aussaat von GVO macht Rückholung unmöglich - Koexistenz ist absolut unmöglich und die freie Wahl ist ein für allemal verloren. Ermutigend, dass nach Österreich (Plattform Pro Leben) nun auch Kanada beim UN-Menschenrechtsausschuß in Genf Einspruch gegen GVO erhoben hat. Dies war der Anlass für die Europareise des streitbaren Umweltschützers, dem wir alle zu großem Dank für seinen Einsatz verpflichtet sind.

Daniel Hackenberg für Oekonews

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Initiative gentechnikfreie Bodenseeregion

Für biologische Vielfalt, eine mit der Natur arbeitende eigenständige Landwirtschaft, für wertbewusste Einkaufsentscheidungen und echte regionale Wertschöpfung im Bodenseeraum.

Im Sinne einer langfristig gedeihlichen Entwicklung des gesamten Bodenseeraumes und in Verantwortung für die darin lebenden und kommenden Generationen sowie in Verantwortung für die Natur und all ihre Lebewesen setzt sich die Initiative für die Errichtung einer gentechnikfreien Bodenseeregion ein. Damit sind folgende Ziele verbunden:

Die übergeordneten Ziele der Initiative sind die Erhaltung und Weiterentwicklung der biologischen Vielfalt, eine mit der Natur arbeitende existenzfähige Landwirtschaft. Dazu kommt ein, bis zu den Einkaufsentscheidungen hin wirksames, breit getragenes Bewusstsein für echte regionale Wertschöpfungskreisläufe – und dies bei allen betroffenen Zielgruppen!

Die Teil-Ziele der Initiative sind deshalb:

1. Der völlige Verzicht auf den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut in allen Ländern, Kantonen und Landkreisen rund um den Bodensee sowie die gezielte Förderung von standortangepassten ökologischen Saatgutzüchtungen.

2. Der Verzicht auf Futtermittel, die aus gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellt sind sowie die gezielte Förderung von gentechnikfreien Futtermittel-Kreisläufen in der Region und gentechnikfreien Import-Futtermitteln.

3. Die Belebung regionaler Wertschöpfungskreisläufe durch den bewussten Einkauf von garantiert gentechnikfreien (regionalen) Produkten!

Dafür gilt es eine für die Kunden transparente und einwandfreie Kennzeichnung aller Produkte – von den Lebensmitteln bis hin zu den Futtermitteln – einzufordern.

Mit dieser Initiative wollen die Mitwirkenden die große Vision einer nachhaltigen Entwicklung, wie sie auch im Bodenseeleitbild der Internationalen Bodenseekonferenz enthalten ist, verwirklichen helfen.

(Das Bodenseeleitbild ist die offizielle Handlungsmaxime aller Bodensee-Anrainerstaaten. Sie wurde im Jahre 1994 von den Regierungen aller Länder einstimmig verabschiedet.)

Leben in all seinen Erscheinungen ist ein in Jahrmillionen gewachsenes, komplexes System, eingebettet in eine sinnlich erfahrbare, zutiefst weisheitsvolle Ordnung. Niemand hat das Recht, in diese Lebens-Substanz manipulierend einzugreifen und die natürlich veranlagte Entwicklung zu verhindern.

JedeR ist aufgerufen, sich eigenverantwortlichen für das Leben einzusetzen und im Vertrauen auf den gesunden Menschenverstand mutig zu handeln. Durch Nicht-Handeln kann sich niemand dieser Verantwortung entziehen.

Das Leben gibt uns diesen Einsatz tausendfach zurück: Gesundheit, Schönheit, Freude, einfach ein Leben für jedeN, wie sie/er es braucht.

Aus der Selbstdarstellung der Initiative, die durch Veranstaltungen für die Gen-technikfreie Region Bodensee wirbt.

www.gentechnikfreie-bodenseeregion.org

Kontakt: Bodensee Akademie, Ernst Schwald, Steinebach 18, A6850 Dornbirn, +43 (0)5572-33064, office@bodenseeakademie.at, www.bodenseeakademie.at

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 Ein Gemüse schreibt europäische Patentgeschichte

Im Jahr 2002 erteilte das Europäische Patentamt (EPA) der britischen Firma Plant Bioscience das Patent (EP 1069819) auf ein Verfahren, um Brokkoli mit einem erhöhten Anteil an einem bestimmten Inhaltsstoff (Glucosinolate) zu züchten. Das Verfahren beruht auf einer Selektion natürlicher Gene und nicht auf Genmanipulation. Patentiert wurde der Gebrauch sogenannter Marker-Gene zur Züchtung von konventionellem Brokkoli. Das Patent beinhaltet die Züchtungsmethoden, Brokkoli-Samen und essbare Brokkolipflanzen, die durch die Züchtungsmethoden gewonnen werden.

Frischer Brokkoli - muss man demnächst Lizenzgebühren an den Patent-Inhaber dafür zahlen?

Die Firma Bioscience hatte verschiedene Brokkoli-Varianten ausfindig gemacht und in diesen bestimmte Gene analysiert, die mit den gewünschten Eigenschaften in Verbindung gebracht werden. Diese Gene sollen jetzt als Züchtungshilfe (Marker-Gene) dienen, um weitere Brokkoli mit erhöhtem Gehalt an Glusosinolate zu finden und diese in der Züchtung einzusetzen.

Die Patent-Ansprüche

Anspruch 1: Verfahren zur Herstellung von Brassica oleracea (...) bei dem man: a) wilde Brassica oleracea-Spezies mit Brasica oleracea-Zuchtlinien kreuzt (...)

Anspruch 4: Verfahren nach Anspruch 1, bei dem man [Ergänzung: Pflanzen] mit RFLP-Markern [Erklärung: Methode zur Gendiagnose] hinsichtlich der spezifischen SI-Allelen [Erklärung: die Markergene] durchmustert (...)

Anspruch 9: Genießbare Brassica-Pflanze, hergestellt nach dem Verfahren (...)

Anspruch 10: Genießbarer Teil einer Brokkoli-Pflanze, hergestellt nach dem Verfahren (...)

Anspruch 11: Samen einer Brokkoli-Pflanze, hergestellt nach dem Verfahren (...)

Die niederländischen Firmen Rijk Zwaan und Enza Zaden Beheer halten bereits ähnliche europäische Patente auf Salat. Bei Recherchen im März 2007 konnten insgesamt 35 bereits erteilte europäische Patente auf herkömmliche, nicht gentechnisch veränderte Pflanzen gefunden werden.

Präzedenzfall Brokkoli

Das Brokkoli-Patent wird jetzt zum Testfall für die Frage der Patentierbarkeit von konventionellem Saatgut und Züchtungsmethoden. Gegen das Patent legten die Zuchtkonzerne Limagrain (Frankreich) und Syngenta (Schweiz) im Jahr 2003 Einspruch ein. Im Mai 2006 entschied die technische Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes unter der Fallnummer T 0083/05, dass der Fall an die höchste Entscheidungsinstanz des EPA (Große Beschwerdekammer) überwiesen werden soll.

Limagrain und Syngenta argumentieren unter anderem, dass dieses Patent widerrufen werden muss, da sich die Ansprüche auf im wesentlichen biologische Verfahren beziehen, mit anderen Worten, auf konventionelle Züchtung und nicht auf eine technische Erfindung. Im wesentliche biologische Verfahren sind laut der EU-Biopatent-Richtlinie 98/44/EC und Art. 53(b) EPÜ (Europäisches Patent Übereinkommen) nicht patentierbar.

Von der Großen Beschwerdekammer soll jetzt geklärt werden, wie genau ein im wesentlich biologischer Prozess zur Züchtung von Pflanzen und Tieren definiert ist und welche züchterischen Verfahren unter das Verbot der Patentierung fallen.

Unklares Patentrecht

Diese Frage hängt mit den Unklarheiten der Europäischen Patentgesetze zusammen. Die Gen-Patentrichtlinie der EU (Rechtlicher Schutz biotechnologischer Erfindungen) verbietet zwar ebenso wie Artikel 53 b des Europäischen Patent Übereinkommens Patente auf im wesentlichen biologische Verfahren zur Züchtung von Pflanzen und Tieren. Die EU-Richtlinie erlaubt aber derartige Patente, wenn das Verfahren nicht vollständig auf natürlichen Phänomenen wie Kreuzung oder Selektion beruht (Art. 2 (2) RL 98/44/EG ).

Kommen also einfache technische Elemente hinzu wie eben eine Gen-Diagnose, können auch ganz normale züchterische Verfahren Gegenstand von Patenten werden. So hat zum Beispiel der US-Konzern Monsanto Patente auf ganze Herden von Schweinen angemeldet, bei denen in der Zucht nach bestimmten natürlichen genetischen Veranlagungen gesucht wird.

In diesem Zusammenhang sind aber nicht nur Patente problematisch, bei denen gleich ganze Pflanzen oder Tiere beansprucht werden. Es reicht, lediglich die entsprechenden Zuchtverfahren zu patentieren – die Tiere und Pflanzen können trotzdem vom Patent erfasst werden. Laut der Gen-Patentrichtlinie der EU (98/44, Art. 8, 2) können sogar die Nachkommen der Tiere (jegliches biologisches Material) vom Patent erfasst werden, soweit sie entsprechende patentierte Merkmal aufweisen.

Das EPA hat den Brokkoli-Fall an die Große Beschwerdekammer verwiesen, dem höchsten Entscheidungsgremium des Amtes. Die Entscheidung der Großen Beschwerdekammer wird endgültig sein und als Präzedenzfall für alle weiteren Patente auf konventionelles Saatgut gelten.

Der Fall hat eine große Bedeutung für die Debatte um die Patentierung von Saatgut in Europa und eine weltweite Signalwirkung: Wird das Brokkoli-Patent widerrufen, wird es in Zukunft schwieriger, ähnliche Patente auf normales Saatgut zu gewähren. Eine Öffentliche Anhörung am EPA wird für 2007 erwartet, die Entscheidung wird vermutlich erst 2008 fallen.

Da Syngenta selbst ähnliche Patente beim EPA eingereicht hat, besteht die Gefahr, dass das EPA und die Saatgutindustrie diesen Fall nur deswegen hochziehen, um die Monopolisierung in diesem Sektor weiter voranzutreiben.

Dammbruch bei Gen-Pflanzen

Bereits im Jahr 2000 hatte sich die Große Beschwerdekammer, die auch als höchste richterliche Instanz im europäischen Patentrecht gilt, zum Wegbereiter der Interessen der internationalen Konzerne gemacht: Damals entschied die Kammer (unter der Fallnummer G1/98), dass genmanipulierte Pflanzen und Tiere grundsätzlich patentierbar sind. Auch in den Fällen, in denen die Patente Pflanzensorten und Tierrassen mitumfassen, können seitdem uneingeschränkt Patente erteilt werden.

1995 hatte das Europäische Patentamt nach einem Einspruch von Greenpeace derartige Patente gestoppt, weil nach dem Wortlaut der europäischen Patentgesetze (damals wie heute) Patente auf Pflanzensorten und Tierrassen ausdrücklich verboten sind (Art. 53b, EPÜ).

Auf Grundlage der Entscheidung der Großen Beschwerdekammer hat das Europäische Patentamt nachfolgend jedoch alle Einsprüche zurückgewiesen. Bis 2007 wurden bereits hunderte von Patenten auf Gen-Pflanzen erteilt, wie zum Beispiel auf Monsantos spritzmittelresistente Gen-Soja (EP 546090 B2).

Es bedarf einer breiten öffentlichen Diskussion, um das EPA von einem ähnlichen Vorgehen im Falle herkömmlicher Pflanzen und Tiere abzubringen. NGOs und Bauernverbände haben sich mit einem offenen Brief an die Große Beschwerdekammer gewandt. Die Unterzeichner treten darüber hinaus für ein weltweites Verbot der Patentierung von Pflanzen und Tieren ein.

Greenpeace fordert:

Eine komplette Überarbeitung der europäischen Patentgesetze, mit dem Ziel, Patente auf Tiere und ihre Gene ebenso zu verbieten, wie Patente auf Pflanzen und Saatgut.

Der Zugang zu den genetischen Ressourcen muss für Züchter und Landwirte sicher gestellt, die Monopolisierung von Saatgut und Tieren muss gestoppt werden.

Das Wettbewerbsrecht in Europa muss im Bereich der Landwirtschaft verschärft werden, um Kartellbildungen wirksam bekämpfen zu können.

Mehr zum internationalen Protest gegen das Broccoli-Patent finden Sie auf www.no-patents-on-seeds.org.

Kerstin Fleischer im Greenpeacemagazin

 

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"Wir füttern die Welt" – aber womit?

Zum Problem der "grünen Gentechnik"

Der Tod macht alle gleich – dies ist ein altes Sprichwort. Das Leben hingegen sehnt sich nach Vielfalt und Kreativität. Im Märchen von Schneewittchen ist es die böse Stiefmutter, die – aus beleidigter Eitelkeit – ihrer Konkurrentin einen vergifteten Kamm und einen vergifteten Apfel zukommen lässt. Der Apfel, so heißt es, sieht sogar besonders schön aus. Jedesmal fällt Schneewittchen dadurch in einen todähnlichen Schlaf, aus dem sie schließlich nur ein Schock erlösen kann. – Die Märchenkundlerin Friedel Lenz deutet den "vergifteten Kamm" als den Intellekt, mit dem der Mensch "gebürstet" wird: Er kann nicht mehr die wirklichen Weltzusammenhänge einsehen und fällt in eine Art Irrtums-Trance, aus der heraus er handelt: Der "vergiftete Apfel" hingegen scheint in der modernen, eben den Ideen des einseitigen, reduktionistischen Intellekts folgenden industriellen Landwirtschaft manifeste Wirklichkeit geworden zu sein: "Iß und stirb!" nannte der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer drastisch und lakonisch eines seiner ersten Bücher.

Dabei hatte es der Erfinder der künstlichen Düngung und Begründer der organischen Chemie Justus Liebig (1803-1873) doch nur "gut gemeint". Als Sohn eines Farbenhändlers geboren, erlebte er als Zehnjähriger eine Hungersnot in Darmstadt. Der aufgeweckte Knabe liebte es, in seines Vaters Werkstatt allerlei zu untersuchen und zu experimentieren – das Knallquecksilber von Schaubudendarstellern hatte es ihm dabei besonders angetan. Die Schule litt darunter – sein Lehrer nannte ihn einen "Schafskopf, bei dem es nicht mal zum Apothekengehilfen reicht". Das Gymnasium und eine begonnene Apothekerlehre brach er tatsächlich ab und "half" lieber wieder seinem Vater, dem Drogisten. Durch dessen Vermittlung konnte er schließlich doch in Bonn Chemie studieren. Unter der Protektion seines Prof. Kastner konnte Liebig als dessen Assistent weiterexperimentieren und zog 1821 mit ihm nach Erlangen, wo er seine Doktorarbeit verfasste: "Über das Verhältnis der Mineralchemie zur Pflanzenchemie". Durch Fürsprache Kastners und Alexander von Humboldts erhielt er ein Stipendium für die Pariser Sorbonne, damals das Chemiker-Mekka, sowie anschließend erst 21jährig eine Professorenstelle in Gießen. Dort begann jene legendäre und fruchtbare Zeit, die heute im Gießener Museum ausgestellt ist. Liebigs neuartige praktische Experimentalmethode begründete seinen Ruf bei den Studenten, die schließlich aus England und den USA zu seinen Vorlesungen kamen. 44 der ersten 60 Nobelpreisträger für Chemie stammen aus seiner Schule bzw. denen seiner Schüler. Mit seiner "Elementaranalyse" untersuchte er mit seinen Studenten erstmals Hunderte von Pflanzenteilen und Tierorganen auf Grundstoffe. 1840 und 1842 erschienen die Lehrbücher zur "Agriculturchemie" und zur "Tierchemie", die neun Auflagen und sensationelle 34 Übersetzungen in alle Welt erfuhren. 1846-49 wird im Privatlabor ein wasserlöslicher Superphosphatdünger entwickelt, welcher heute noch weltweit im Einsatz ist und zu wesentlich gesteigerten Ernteerträgen im späten 19. Jh. führte – Beginn der Intensivlandwirtschaft. Mit Liebigs Methoden setzte sich die wissenschaftliche Agrochemie aus dem Laborexperiment als Leitlinie gegenüber der traditionellen bäuerlichen Erfahrung durch.

Zweifellos verhalf dies in vielen Fällen zu deutlichen und eindrucksvollen, wenn auch vorübergehenden Ertragssteigerungseffekten und scheinbar dem damit angestrebten "Wohlstand". Der spontane Erfolgsrausch ließ die Schattenseiten und die Folgeschäden noch nicht erkennen – die Natur war geduldig. Jedoch führte die einseitige stoffbezogene Analytik zu einem mechanischen Denken über "Bausteine des Lebens", welches heute noch weitgehend die Biologie und Gentechnik beherrscht. Langfristig gesehen kann dieses Denken im organischen Zusammenhang nur Verheerungen anrichten, da es auf das Tote, nicht auf den tatsächlichen Lebensprozess ausgerichtet ist, und da seine Ergebnisse unter abgekapselten, die Naturvielfalt aussschließenden Laborbedingungen gewonnen sind. So trug die Kunstdüngermethode in gravierendem Ausmaß zur Verarmung oder Vernichtung von Bodenlebewesen und Mikroorganismen bei, da der Mineraldünger ohne den Umweg über diese direkt von der Pflanze aufgenommen werden kann: das nicht gebrauchte Organ im Boden stirbt ab.

Überschüssige nicht genutzte Düngesalze sammeln sich in den Erdschichten an und dringen von dort ins Grundwasser ein oder verbacken und verhärten sich in größerer Tiefe zum sogenannten "Ortsstein", welcher Ausgangspunkt für Verkarstung und Steppenbildung werden kann. Das einseitige mineralisch-stoffchemische Denken bewirkt also auch in der organischen Natur das Bild einer Mineralisierung: "Die Wüste wächst – weh dem, der Wüsten birgt" (Nietzsche).

In weiten Bereichen der Landwirtschaft hat man eingesehen, daß man sich mit der Kunstdüngung in eine maliziöse Sackgasse begeben hat – dies wurde z.B. Ausgangspunkt für den biologisch-organischen Landbau. Rudolf Steiner hielt 1924 den initialzündenden "Koberwitzer Kurs" (auf dem gleichnamigen Landgut bei Breslau), in dem er eine gänzlich andere Düngemethode aus ganzheitlichem Denken heraus erläuterte – die Grundlage der biologisch-dynamischen oder auch "demeter"-Landwirtschaft. Steiner weist bereits auf den Geschmacksverfall von Grundnahrungsmitteln hin. Grotesker Umstand: Der Kurs kam auf Einladung des Verwalters zustande, während der Besitzer des Gutes ein Chemie-Fabrikant war. – Die besten Böden sind heute oft da, wo die Bevölkerung wegen Armut sich keine Kunstdünger und Spritzmittel leisten konnte, wie z.B. in Albanien, wo heutige Bio-Projekte ideale Bodenverhältnisse vorfinden.

Der 2. Weltkrieg unterbrach in zerstörerischer Weise die fruchtbaren Bio- und Reformbewegungen, die einen naturgemäßen Landbau begannen. Man bekommt fast den Eindruck, als sei er gerade deswegen inszeniert worden. Ernst Jünger wies auf die Verwandtschaft von Salpeter-Dünger und Salpeter-Sprengstoff hin, der von den gleichen Fabriken hergestellt werden kann. Das vom englischen Metallurgen Thomas entwickelte "Thomasmehl" ist ein Phosphatdünger, der als Abfall bei der Stahlproduktion anfällt. Der deutsche Chemiker Fritz Haber verdiente sich schon im 1. Weltkrieg besondere Meriten, als es ihm gelang, die durch Seeblockade vom Salpeter-Nachschub abgeschnittene deutsche Wehrmacht mittels des Haber-Bosch-Verfahrens ("Ammoniak-Synthese" aus Luftstickstoff) mit neuem Sprengsalpeter im industriellen Großmaßstab zu versorgen – ein in allen Chemie-Schulbüchern hoch gefeiertes Prinzip. Aus Habers Ideenkiste kam auch der kriegsverbrecherische Einsatz von Giftgas in Ypern/Belgien. Da half es nichts, daß seine Frau Clara Immerwahr, eine der ersten promovierten Chemikerinnen, das öffentlich eine "Perversion der Wissenschaft" nannte und sich in heldenhafter Verzweiflung vor der gemeinsamen Villa mit Habers Dienstwaffe erschoss. – Nitroglycerin, der Salpetersäureester des Glyzerin ist Grundstoff für Dynamit und Sprenggelatine, und viele Nitroverbindungen sind hochexplosiv, während die Salze der Salpetersäure (HNO3) die berühmten Nitrate darstellen, welche sattsam aus dem Grundwasser bekannt sind.

In diesem Zusammenhang mutet Liebigs kindliches Faible für Knallquecksilber seltsam an, ebenso seltsam die Tatsache, dass heute führende Agro-Konzerne und Produzenten gegenwärtiger Gen-Leckereien wie DuPont (Pioneer) oder Monsanto vor allem als Militär-Lieferanten Karriere machten (sog. "kriegswichtige Industrie"). DuPont war schon im 19. Jh. führender Sprengstoff-Fabrikant und die nur namens-scheinheilige "Monsanto" im Vietnam-Krieg einer der Hauptlieferanten des Entlaubungsmittels

Agent Orange, mit dem die sich unter Bäumen versteckenden Vietcong-Kämpfer "entdeckt" werden sollten. Die zivilen Agent-Orange-Opfer (aber auch US-Veteranen!) klagten bis heute (letzte abgewiesene Klage: 2005) vergeblich auf Entschädigung. Auch ein anderer Agrobusiness-Riese, Dow Chemical, stand bei Kriegsaktivitäten nicht tatenlos umher, sondern lieferte z.B. Magnesium für Leichtmetallbauteile von Kampfflugzeugen sowie militärisch verwendetes Silikon. Nach Vietnam lieferte Dow ebenfalls Agent Orange sowie Napalm. Dow übernahm 2001 die Firma Union Carbide, welche 1984 für das Bhopal-Unglück verantwortlich war. Aus der Produktionsstätte für Schädlingsbekämpfungsmittel in der zentralindischen Stadt traten bei Wartungsarbeiten über 20 t des hochätzenden Giftgases Methylisocyanat aus und verbreiteten sich in den umliegenden Wohngebieten und Elendsvierteln. Bis zu 20.000 Menschen fanden den Tod und etwa eine halbe Million trug chronische Gesundheitsschäden davon. Das dort produzierte Sevin ist ein unspezifisches Insektizid, und vernichtet auch Bienen und andere Nutzinsekten. Bis heute verweigert Dow Chemical auch hier eine angemessene Entschädigung. Greenpeace verlangte die Sanierung des Bhopal-Gebietes, die mit neuester Technik etwa 30 Mio. $ kosten würde. Auch dies lehnte Dow Chemical (Umsatz 2004: 40,2 Mrd.$, Gewinn 2,8 Mrd.$) ab. Den amerikanischen Aktionskünstlern und "Kommunikationsguerillas" Yes-Men gelang es, eine fiktive Zusage im Namen von Dow zur Entschädigung aller Opfer über Rundfunksender zu verbreiten – worauf (bis zum Dementi) bezeichnenderweise die Aktienkurse des Konzerns einen vorübergehenden Tiefstand erlitten!

Der Gedanke liegt nicht fern, daß modernes industrielles Agrobusiness ein lediglich geringfügig modifiziertes Kriegs-(d.h. Zerstörungs-)Geschehen ist, dafür spricht nicht nur die Identität der Herstellerfirmen. Der amerikanische Wirtschaftsjournalist F. William Engdahl scheint zu derartigen Ergebnissen seiner Recherchen gekommen zu sein, denn seine neuesten Bücher heißen "Mit der Ölwaffe zur Weltmacht" und "Saat der Zerstörung" (2006). Beide Werke bauen aufeinander auf und zeigen ein langfristiges Panorama der Verstrickung politischer, wirtschaftlicher, imperialistischer und industrieller Interessen. Engdahls zuweilen durchschlagender erfrischender Galgenhumor beweist, daß er öfters von seinen Entdeckungen selbst überrascht war. Das "Ölwaffe"-Buch zeichnet langfristige, geostrategische Interessen vor allem Englands, später (nach dem 2. Weltkrieg) Amerikas nach und verfolgt deren Linien bis in die Gegenwart, das Buch über Gensaat schließt daran an und zeigt etwa auf, wie Staaten wie Argentinien, später auch afrikanische Staaten oder der Irak, zunächst in finanzielle Notlagen geraten und sodann in einer Kooperation von Industrie und Politik zu agrotechnischen Kolonien umfunktioniert werden (Genanbau). Zentrales Thema ist die Schaffung von Abhängigkeiten, wozu zunächst Ölmonopole geschaffen werden sollen, in einem weiteren Schritt Nahrungsmittelmonopole. Der zentralistische Charakter von Industrie und Welthandel erweist sich als geeignet dazu. Engdahl untersucht die Strategien der international operierenden Unternehmen, nennt Namen und zeigt Zusammenhänge auf. Trotz der erdrückenden Szenarien tragen die Arbeiten nicht zu Resignation bei, sondern können eher zur Befreiung von lähmendem Bann führen, indem die Gründe und die Funktionen der Mechanik der Macht offengelegt werden. Nur wer genau weiß, wogegen er kämpft, kann auch die verwundbaren Stellen finden. Und die liegen – so ein amerikanischer Priester mit Personenkenntnis, und so auch der UNO-Beauftragte Jean Ziegler – in der krankhaften Psyche der Machtbesessenen.

Die Pathologie liegt nicht nur im krampfhaften Machtwillen und der armseligen Unfähigkeit zu teilen, sondern ebenso in einer beschränkten mechanischen Denkweise, die organischen Zusammenhängen nicht gerecht wird und von ökologischen und holistischen Gedanken des 20. Jahrhunderts überholt ist. Bereits 1994 gab eine Arbeitsgruppe am anthroposophischen Bolk-Institut in Holland eine Aufsatzsammlung zum Thema "Genmanipulation" (s.u.) heraus, in welcher klar und detailliert die Unzulänglichkeit gentechnischer Denkweisen und Methoden gegenüber der organischen Natur charakterisiert wird. Alle darin beteiligten Wissenschaftler/innen sind vom Fach – sie kennen die von ihnen kritisierten Denkformen genau, zeigen jedoch begründet und nachvollziehbar deren Fehlerhaftigkeit auf.

Die Gefühle gegenüber der künstlichen Gen-Industrie sind stark – in Umfragen sind meist über 70% der Bevölkerung gegen Gen-Nahrungsmittel. Ein gesunder Instinkt, den die Industrie zu verhöhnen und mit scheinwissenschaftlichen Argumenten lahmzulegen versucht (der "vergiftete Kamm" Schneewittchens). Engdahls Arbeiten sind darüber hinaus ein Appell gegen die Lähmung des Willens, die Untersuchungen des Bolk-Institutes ein Aufruf gegen die Lähmung des Denkens.

Andreas Pahl

Anm.:
F. William Engdahl: "Mit der Ölwaffe zur Weltmacht"; "Saat der Zerstörung" (beide Kopp-Verlag Rottenburg, 2006)
Louis-Bolk-Institut: "Genmanipulation an Pflanze, Tier und Mensch – Grundlagen zur Urteilsbildung" (Vlg. Freies Geistesleben Stuttgart, 1994)
Erwin Wagenhofer (*1961): "We feed the world" – Dokumentarfilm 2005
(E. Wagenhofer wollte "nur" die Herkunft der Tomaten auf seinem heimischen Wochenmarkt dokumentieren – heraus kam der Kultfilm, der zum bisher erfolgreichsten österreichischen Produktion wurde. Heimseite: www.we-feed-the-world.at)
Jean Ziegler: "Das Imperium der Schande" (2005); www.righttofood.org
Informationsdienst Gentechnik: www.keine-gentechnik.de

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Fernsehen verblödet

Einen Neurowissenschäftler, zu dessen Vorträgen die Massen strömen, hat es noch selten gegeben. Bei Manfred Spitzer ist das der Fall. Der Welfensaal im Waiblinger Bürgerzentrum war am Dienstagabend bei der gemeinsamen Veranstaltung von Zeitungsverlag Waiblingen und Kunstschule Unteres Remstal mit 300 Zuhörern voll besetzt. Ein paar Zuspätgekommene mussten sogar wieder heimgeschickt werden.

Der 48-Jährige hat eine echte Marktlücke entdeckt. Unterhaltsam und für jeden verständlich erklärt er, wie das Gehirn lernt und was das für die Erziehung und Schule bedeutet ...

Diesmal lautete das Thema: Fernsehen macht dumm, und Spitzer prognostiziert auch einen wirtschaftlichen Schaden: "Wenn's so weitergeht, nähen wir in 20 Jahren die T-Shirts für die Chinesen."

Eine Langzeitstudie führt der Universitätsprofessor bei dieser Gelegenheit gerne an: Sie zeigt einen Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum als Kindergartenkind und Bildungsstand, kurz: Die meisten, die als Dreijährige stundenlang vor dem Bildschirm saßen, konnten sich später einen Uniabschluss abschminken, während 40 Prozent der Wenigseher damit glänzten. Dieser Zusammenhang bestehe unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund.

„Viele Kinder können sich nicht mehr richtig bewegen, nicht mehr richtig sprechen und haben Aufmerksamkeitsstörungen", sagt der Mediziner. Und das liege ganz wesentlich am Fernsehen.

Kleine Kinder erobern ihre Welt ganzheitlich - durch Fühlen, Schmecken, Riechen, Hören. Dabei lernen sie ständig, sie können gar nicht anders. Lernen heißt: Im Gehirn entstehen Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Je öfter Impulse darüberlaufen, desto breiter werden sie. Es ist wie mit den Knochen, die sich auch nur dann richtig bilden können, wenn sie immer wieder gebraucht werden. Die einfachen Entwicklungsschritte am Anfang sind notwendig, damit später auch die Komplizierten klappen.

Beim Fernsehen ist nicht viel mit Impulsen. Es riecht nicht, schmeckt nicht und ist „eine einzige Bild- und Klangsoße". Ein Zusammenhang wie bei der Rassel, die rasselt, wenn man schüttelt, fehlt. In Baden-Württemberg gibt es jetzt ein Säuglingsfernsehen - etwas weniger Kindgerechtes kann sich Spitzer kaum vorstellen.

Für den Vater von fünf Kindern, der zu Hause keinen Fernseher habe, würden auch dann die Nachteile klar überwiegen, wenn sich ein Grundschüler nur für Informationssendungen interessieren würde. „Fernsehen ist immer passiv" - und aktiviert deshalb nur wenige graue Zellen. „Es ist nie das Gleiche, wie wenn das Kind selbst einen Buntstift nimmt, ein Instrument spielt oder den Wald entdeckt." Jugendliche verbringen heute laut Spitzer über fünf Stunden am Tag vor Bildschirmmedien.

Bis zum 20. Lebensjahr nimmt die Lernleistung kontinuierlich ab. Das erwachsene Gehirn lernt zwar auch noch ständig, aber viel langsamer. Diesem fertigen Gehirn mache Fernsehen nicht mehr so viel aus, dafür komme Erwachsenen eine Vorbildfunktion zu. „Nicht die Kinder, die Gewaltvideos auf ihre Handys laden, sind wahnsinnig, sondern wir, die so was passieren lassen."

Rems-Murr-Rundschau Waiblingen, 20.7.2006

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Technik und Medien machen uns zu schaffen

Wir beim Jedermensch-Verlag computerisieren die Machart immer mehr. Das Layout wird nun in einer halben Art digital gefertigt. Barbara Wagner schreibt aber die Überschriften noch immer per Hand. Gedruckt wird es auf digitale Art und Weise und kommt dadurch bei der kleinen Auflage billiger. Die Texte werden eingescannt oder auf dem PC geschrieben, die Adressenverwaltung passiert auf dem PC, ebenso das Mahnwesen und die Buchführung.

Im Internet veröffentlichen wir immer eine ältere Ausgabe, aber ohne die Beiträge von Anton Kimpfler. Kommunizieren tue ich per email mit einigen Autoren. Nachrichten kommen oft über Internet und Email.

Wir sind also einen Kompromiss eingegangen. Derjenige, der nicht am Computer arbeiten will, der arbeitet nicht am Computer.

Doch sollten wir einmal wieder mit anderen layouten, dann könnte es sein, dass wir einen Schritt zurück machen.

Der PC hat sich im Alltag der Zeitungsarbeit überwiegend durchgesetzt. Wir arbeiten also mit einer Technik, die dazu verholfen hat, die Finanzmärkte zu destabilisieren und den Geldhandel sekundenschnell zu machen und damit zu einem Teil der Kontrolle des Staates zu entziehen. Dies hat verheerende Folgen für einige Länder, wenn sie Opfer der Finanzspekulation werden.

Ist die Technik nun gut oder schlecht? Natürlich gibt es noch weitere Gesichtspunkte, ökologische, Arbeitsbedingungen, Arbeitsplätze... Gerade die Technisierung per Computer schafft viele Arbeitsplätze ab. Ich denke dabei vor allem an Dienstleistungen z.B. in der Bank, Post, Versicherungen....

Wie können wir dabei zu einer Gefahren-Nutzenabwägung geraten?

Jerry Mander stellt dazu einige Fragen: „ Wir müssen lernen, bestimmte Fragen zu stellen: Wie verändert die Technik unsere Arbeitswelt, das Familienleben, die Freizeit, die Kunst? Welche Auswirkungen hat sie auf unsere Alltagserfahrungen? Wie verändert sie unsere Vorstellungen von uns selbst, von der Gemeinschaft, von Politik, Natur, Zeit, Entfernung? Wie beeinflusst sie, was wir lernen, was wir wissen und was wir wissen können? Welche Auswirkungen hat sie auf Gesundheit und Krankheit von uns Menschen und auf die Umwelt? Wie verändert sie die Machtverteilung in einer Gesellschaft? Bewirkt sie eher eine Zentralisierung oder eine Dezentralisierung von Macht? Bewirkt sie eine Homogenisierung der Kulturen oder trägt sie zur Erhaltung der Vielfalt bei? Wer gewinnt und wer verliert?"

Ich bin Teil eines Webblogs in Vorarlberg und fand dort die Frage nach den Spielregeln des Internets, die auf einem Seminar niemand kannte. Auch ich weiß nicht viel darüber, aber auch die Frage ist sicher berechtigt, ob ich wissen muss, wie mein Auto funktioniert, wenn ich es benutzen will, oder wie die Bahn den Eisenbahnverkehr organisiert. Das alles weiß ich auch nur schemenhaft. Wenn ich es aber wüsste wäre ich selbständiger in meinem Tun. Autoreparaturen kosten einen Haufen Geld, den ich bei Selbstreparatur sparen könnte. Bei der Bahn würde ich mir eine Menge Ärger ersparen, wenn ich die Kompliziertheit des Fahrplans akzeptieren könnte. Und beim Computer weiß ich halt nicht, wie er funktioniert. Deshalb brauche ich auch dort eine Unterstützung dritter Personen.

Ich ziehe also das Fazit, dass ich damit leben kann, Technik zu benutzen, die ich nicht verstehe, und die ich auch selber nicht reparieren kann.

Wesentlicher als die Frage nach der Reparatur oder Benutzbarkeit ist tatsächlich die Frage nach der Macht. Das zeigt sich heute wieder beim Strom- und Gasmarkt, der ja dereguliert, also „frei" gemacht werden soll bzw. schon ist. Doch nach wie vor herrschen vier große Konzerne in Deutschland, die sich den Markt quasi aufgeteilt haben. Die Kosten der Netze spiegeln sich heute wider in der Gasregulierung. Durch das Beherrschen der Netze werden die Preise in die Höhe getrieben und dadurch das „Marktgeschehen" unmöglich gemacht. Dezentrale Sonnenkollektoren, Photovoltaikanlagen entziehen sich der Netzstruktur. Kraft-Wärmeanlagen mit Biogas entziehen sich der Netzstruktur. Aber große Hoffnungen auf eine wirkliche Dezentralisierung mache ich mir nicht, da sich ab einem bestimmten Marktanteil die finanzstarken Konzerne die Produktion sichern werden. Trotz aller Unsicherheit sind die dezentralen erneuerbaren Energiestrukturen wesentlich näher am Menschen und an seinen Entscheidungen, als zentrale Großkraftwerke und die Verteilungsnetze!

In einem Heft der Schweizer „Gegenwart" las ich über die dunklen Kräfte des Internets. Die Gefahren des elektronischen Spielzeugs will ich ja gar nicht leugnen, aber ich selbst bin letztlich die Instanz, die entscheidet. Wie lange schaue ich Fernsehen, sitze ich vor dem Computer, bin ich im Internet? Das entscheide letztlich ich selbst und keine „höhere" Instanz. Wenn ich also selbstbewusst genug bin, um zu wissen was ich tue oder will, dann besitze ich auch die Fähigkeit zu wissen, wann es genug ist. Auch die Dampflokomotive war einst Teufelszeug. Diese Verteufelung der Technik zeugt meines Erachtens eher von einem Manko desjenigen, der verteufelt. Auch hier gilt, dass eine Kontrolle der Finanzgebarden, der Finanzspekulation technisch kontrollierbar ist, trotz oder gerade wegen der Technik. Natürlich gibt es finanzstarke, mächtige Interessen, gerade diesen Teil des Internets nicht zu kontrollieren.

Auf einer Fahrt mit dem Auto nach Berlin kamen wir in eine verkehrsintensive Zeit am Freitagnachmittag und die rechte Spur der Autobahn war nichts anderes als eine öffentlich subventionierte rollende (oder eher stehende ) Lagerhalle. Da ist es dann nicht mehr weit zu denken, das diese Spur zu einer reinen elektrischen schienengebundenen Transportspur für Güter werden kann. Hier ein gutes technisches Gütertransport- und Verteilsystem zu entwickeln ist keine neue Idee, sie scheitert jedoch nach wie vor an den Interessen der Automobilkonzerne. Doch wenn der gesellschaftliche Wille hier erst mal ähnlich stark wird wie beim innerstädtischen Personenverkehr, dann werden auch hier die Lastwagen kleiner, langsam abgeschafft und durch ein schienengebundenes System – vermutlich computergesteuert – abgelöst.

Helfen, um die technische Entwicklung in den Griff zu bekommen, wäre sicherlich auch eine Befreiung der Forschung und Lehre von den Zwängen der Wirtschaftskonzerne. Ein freies Geistesleben wird baldigst neue Wege aufzeigen, um die Anforderungen unserer Zeit auf ökologische und sozialere Weise zu lösen. Gerade weil wir auf dem Weg der Ökologisierung noch nicht den entscheidenden Durchbruch erzielt haben, wird es in Zukunft wieder wichtiger werden, Fragen des Wirtschaftslebens, der Regulierung der Märkte und des Welthandels in den Vordergrund zu stellen, denn allein eine Ökologisierung wird nicht ausreichen. Er wird auch um die Verfügung von Eigentum gestritten werden müssen.

Dieter Koschek

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Schnurlostelefone

Schnurlostelefone bestehen aus einer Basisstation und einem Mobilteil. Die Basisstation empfängt die über das Telefonnetz ankommenden Gespräche und leitet sie per Funk an eines oder mehrere Mobilteile weiter, mit denen man dann überall in Haus und Wohnung drahtlos telefonieren kann. In die Basisstation ist meist noch das Ladegerät für die Akkus des Handgeräts integriert.

Für die Übertragung gibt es drei unterschiedliche technische Standards:

CT1+ (CT = Cordless Telephone) sendet mit niedriger Leistung analog und ungepulst nur wenn telefoniert wird. Mehrere Handgeräte sind nicht möglich.

CT2 sendet ebenfalls mit niedriger Leistung, allerdings digital und gepulst, aber nur wenn telefoniert wird. Hat sich in Deutschland nicht durchgesetzt.

DECT (Digital European Cordless Telecommunication) sendet mit hoher Leistung, ähnlich der eines Handys, digital, gepulst während 24 Stunden, egal ob telefoniert wird oder nicht. Mehrere Handgeräte sind möglich.

Mit DECT kann nicht nur Sprache, sondern können auch andere Daten übertragen werden. Es gibt zum Beispiel Geräte, die über DECT per Funk Daten von der Basisstation an den Personal-Computer senden. Damit kann ohne Kabelverbindung im Internet gesurft werden.

Durch die räumliche Nähe der Basisstation erreicht die Strahlenbelastung im häuslichen Umfeld oft Werte, bei denen man sich um den nächsten Mobilfunksendemasten keine Gedanken mehr zu machen braucht. Dies kann vor allem bei der digital gepulsten Dauerbestrahlung von DECT-Geräten massive Gesundheitsstörungen zur Folge haben. Die Pulsfrequenz von 100 Hertz ist dabei außerdem die erste Oberwelle (2 mal 50 Hertz) der normalen Stromversorgung (50 Hertz Wechselstrom). Viele Menschen sind hierauf bereits vorsensibilisiert und reagieren entsprechend schneller und stärker.

Der bekannte Baubiologe Wolfgang Maes überprüfte die von Schnurlostelefonen ausgehende Strahlenbelastung verschiedener Modelle für die Zeitschrift "Ökotest".

Beobachtet wurden folgende Beschwerden: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Katergefühl, Gliederschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Schwierigkeiten mit dem Blutdruck und Kreislaufprobleme, Herzrhythmusstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität.

Besonders Kinder scheinen nach den Beobachtungen vieler Kinderärzte stark auf DECT-Telefone zu reagieren.

Doch nicht nur die Basisstationen sind bedenklich. Beim Telefonieren strahlt das Handteil eines DECT-Telefons ähnlich stark wie ein Handy, und entsprechende biologische Wirkungen sind zu erwarten.

Außer der hochfrequenten elektromagnetischen Strahlung, wie oben beschrieben, strahlt das Ladegerät der Basisstation noch ein elektrisches und magnetisches Feld ab, wie andere strombetriebene Geräte auch.

Wenn man ein DECT-Telefon besitzt, auf das man aus irgendeinem Grund nicht verzichten kann oder will, kann man zumindest die Dauerbelastung durch die Basisstation mit folgenden Maßnahmen reduzieren: Die Basisstation möglichst weit entfernt von bewohnten Räumen aufstellen, zum Beispiel im Keller, und zum Laden des Handgeräts ein zusätzliches Ladegerät ohne Funk anschaffen. - Die DECT-Basisstation nachts vom Stromnetz trennen. - Der "Eco-Man" und der "Power-Safer", ursprünglich nützliches Zubehör, um bei Faxgeräten Strom zu sparen, schalten das Faxgerät an, wenn eine Nachricht kommt und dann wieder aus. Es funktioniert aber auch bei Schnurlostelefonen. So strahlt auch ein DECT-Telefon nur, wenn man telefoniert und einige Minuten danach.

Leider strahlen nicht nur die Basisstationen, sondern auch: – die mobilen DECT-Telefondosen, egal ob ein Gerät angeschlossen ist oder nicht, Reichweite bis zu 200 Meter; - normale Telefondosen in Verbindung mit ISDN-Schnurlostelefonanlagen; - sogenannte Repeater, sie vergrößern die Reichweite einer Basisstation, um zum Beispiel mehrere Räume oder sogar Häuser zu überbrücken; - Kombigeräte aus Kabeltelefon und einem DECT-Schnurlostelefon, sie strahlen auch, wenn das Schnurlostelefon an der Basisstation abgemeldet wurde und gar nicht betrieben wird.

Auszüge aus Barbara Newerla, Peter Newerla: Strahlung und Elektrosmog. Ein praktischer Leitfaden zum Schutz vor einer allgegenwärtigen Gefahr (Saarbrücken 2002)

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